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Krippen erzählen oft Familien-Geschichten

7. Ausstellung im Pfarrheim St. Johannes am ersten Adventssonntag - Etwa 50 Exponate


Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Weihnachtskrippen sind oft Erbstücke. Sie stammen aus Familienbesitz und werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Kindheitserinnerungen hängen oft daran, und der ideelle Wert ist weit höher einzustufen als der materielle.
Monika Bruelheide erzählt zum Beispiel von der Krippe, die ihre Eltern zu Weihnachten immer im Kamin auf ihrem Heimathof aufgebaut haben, eine ganze Landschaft mit Hirten und Schafen. Die Figuren sind irgendwann in Bayern gekauft worden. Jetzt steht die Krippe im Pfarrheim und kann zusammen mit rund 50 anderen Krippen an diesem Sonntag besichtigt werden.
Die Idee, die Roswitha und Manfred Robrecht vor sieben Jahren hatten, trägt immer noch Früchte, die alljährliche Ausstellung kann inzwischen traditionell genannt werden, und ein Ende ist nicht abzusehen. Wer seine Krippe einmal vorzeigen möchte, meldet sich am besten ein Jahr vorher an.
Gestern Nachmittag wurde in dem Ausstellungsraum im ersten Stock fleißig aufgebaut. Monika Bruelheide stellt übrigens noch eine zweite Krippe aus, eine aus gegossenen Gipsfiguren von einer Freundin. Mit ihrem Sohn zusammen hat sie die Figuren mit Wasserfarben angemalt und anschließend lackiert. Das sieht richtig gut aus und hat Chancen, die neue Familienkrippe zu werden.
Johannes Tölke dagegen hat ein Faible für schräge, am liebsten sogar richtig kitschige Krippen. Kein Problem für Ehefrau Renate, die bei der Rheinarmee in Bielefeld arbeitet. Sie erwarb eine echt englische Schneemann-Krippe und überraschte ihren Mann damit im vorigen Jahr zu Weihnachten.
Ganz anders die kleinen und größeren Kunstwerke von Horst Dombrowski, der seit etwa zehn Jahren bei der Bestückung des Weihnachtsbasars hilft. Auf diese Weise ist er dazu gekommen, Krippendarstellungen aus Sperrholz zu sägen. Auf der berühmten Krippenausstellung in Telgte hat er mal eine Krippe auf einer Nussschale gesehen. »Da hat mich der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch hinzukriegen sein.« Immer kleiner mussten seine Krippen sein, die Figuren konnten nur mithilfe einer Pinzette an ihren Standort bugsiert werden.
Das Gegenstück dazu ist die alte Kirchenkrippe von St. Johannes, die sicher die Attraktion der Ausstellung ist. Die Gipsfiguren sind bestimmt hundert Jahre alt, schätzt Heribert Faupel, der in der Gemeinde jährlich beim Aufbau der Weihnachtskrippe in der Kirche hilft. Mitte der 60er-Jahre, zur Zeit von Pfarrer Huckschlag, sind die Figuren ausrangiert und gegen wertvollere, geschnitzte ausgetauscht worden. Aber viele ältere Gemeindemitglieder kennen die alte Krippe noch. Hier und dort ist der Gips schon ein wenig abgeplatzt, aber Heribert Faupel hat die 25 Figuren sorgfältig entstaubt und gereinigt, und so stehen sie da fast im alten Glanz.
Besucher der Ausstellung dürfen sich außerdem noch unter anderem auf eine original indianische Krippe aus den USA mit Tipi als Stall und auf eine katalanische Krippe aus Südfrankreich freuen. Die Ausstellung hat am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Artikel vom 02.12.2006