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Geflügelzüchter droht Zwangshaft

Stadt wirft Helmut Jungmann mangelnde Kompromissbereitschaft vor

Löhne (per). Nachdem der Geflügelzüchter Helmut Jungmann Mittwochnachmittag noch von den Öffnungszeiten der Verwaltung gestoppt worden war, hat er gestern sein Vorhaben in die Tat umgesetzt, im Bauordnungsamt seine Hühner zu putzen. Hintergrund der Aktion ist ein Gerichtsbeschluss, das dem 67-Jährigen untersagt, Geflügel auf seinem Grundstück zu halten (LZ 30. November).

Der passionierte Züchter fühlt sich von der Stadt und der Justiz ungerecht behandelt und will das gegen in verhängte Haltungsverbot nicht anerkennen. Die Verwaltung ihrerseits nutzte die gestrige Aktion Jungmanns, um aus ihrer Sicht einige Dinge klarzustellen.
»Wir sind erst tätig geworden, nachdem sich Nachbarn massiv beschwert haben«, sagte Bauamtsleiter Wolfgang Helten der LÖHNER ZEITUNG. Man habe sich daraufhin vor Ort ein Bild von der Situation gemacht und auf dem Grundstück Im Schling etwa 100 Tauben sowie mehr als 50 Hühner und Hähne vorgefunden. »Laut Rechtsprechung sind in einem allgemeinen Wohngebiet aber nur die Haltung von einem Hahn und zehn Hühnern zulässig.«
Laut Darstellung der Verwaltung habe man mehrmals versucht, mit dem 67-Jährigen einen Kompromiss zu finden - »indem er zum Beispiel die Zahl der Hühner und Hähne reduziert«, erklärte Helten. Dieser habe jedoch alle Vorschläge abgelehnt. »Anschließend ist er durch alle Instanzen gegangen und hat zuletzt vom Oberverwaltungsgericht Minden ebenfalls kein Recht bekommen.«
Mittlerweile ist dem Geflügelzüchter auch ein Zwangsgeldbescheid in Höhe von 500 Euro zugegangen. »Das bezahle ich nicht. Ich lasse mir doch nicht verbieten, auf meinem Grundstück, Geflügel zu halten«, machte er gestern gegenüber Andreas Oepping deutlich. Dieser ist seit Februar 2005 mit dem »Fall Jungmann« betraut und kann die Uneinsichtigkeit des Löhners nicht nachvollziehen. »Hier geht jemand seinen Nachbarn massiv auf die Nerven und zeigt dennoch keinerlei Kompromissbereitschaft.«
Noch mehr aber ärgern sich Helten und Oepping über die hohen Kosten, die durch die Klageflut des Geflügelzüchters entstünden: »Er hat bereits die gesamte verwaltungsrechtliche Ebene durchlaufen, und nun beginnt das Spiel von Neuem, weil er gegen das gegen ihn verhängte Zwangsgeld klagt. Dieses Verfahren kostet den Steuerzahler eine Menge Geld«, sagte Helten.
Der verhinderte Hühnerhalter hat mittlerweile einen Gerichtsbeschluss erhalten, in dem ihm wahlweise drei Tage Zwangshaft drohen. »Helmut Jungmann lässt sich davon nicht einschüchtern: »Ich werde zu meinem Recht kommen«, ist er sich sicher.
Die Stadt ihrerseits sieht sich machtlos, Maßnahmen gegen den beharrlichen Rentner zu ergreifen. »Ihm wurden schon einmal die Hühner weggenommen und ins Tierheim gebracht. Er beschafft sich einfach neue Tiere«, erklärte Helten. Und man wolle nicht ständig zu diesem Mittel greifen: »Solch eine Aktion kostet viel Geld, zumal die Stadt auch für die Unterbringungskosten des Geflügels im Tierheim aufkommen muss«, sagte der Bauamtsleiter. Der Stadt bleibe nur die Möglichkeit abzuwarten, ob den 67-Jährigen die angedrohte Zwangshaft zur Vernunft bringt.

Artikel vom 01.12.2006