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Viel Ruhe als
Erfolgsrezept

Hausschlachterei noch ganz traditionell

Borgholzhausen-Holtfeld (SKü). Hausschlachtung? Gibt es das es in Zeiten industrieller Fleischverarbeitung überhaupt noch? Aber ja doch. Zum Beispiel in Holtfeld. Hier hält Ulrich Niemeyer eine Schlachtertradition aufrecht, die auch »auf dem Lande« immer mehr ausstirbt. Und der 53-Jährige hat die alten Grundsätze in Bezug auf Mast und Schlachtung bis heute bewahrt.

Gebe es auf der Weide vor dem Niemeyer'schen Bauernhof nicht den großen Kunststoff-Bullen mit Anhänger und Werbeschild, die kleine Hausschlachterei an der Pallheide 3 in Holtfeld würde gar nicht weiter auffallen. Gute Freunde haben Ulrich Niemeyer diesen Werbeträger vor einigen Monaten geschenkt. Der alleinstehende Metzger und Landwirt ist froh, die Freunde und ein gutes Team im Hintergrund zu haben. »Ohne die, wäre es wohl kaum zu schaffen«, sagt er.
Ulrich Niemeyer hat einen winzigen Verkaufsladen, der an nur an wenigen Tagen die Woche geöffnet ist. Dahinter liegt die kleine Metzgerei. Dort schlachtet der Holtfelder vornehmlich eigenes Vieh, Schweine und Rinder. Auf Anfrage schlachtet der Metzgermeister auch Schweine von Kunden. »Die Leute können gerne dabei sein und bekommen ihr Fleisch, so wie sie es wünschen«, erzählt er.
Ulrich Niemeyer führt mit seiner Arbeit eine kleine Familientradition fort. Großvater Gustav begann mit dem Geschäft 1953, war Maurer und Schlachter. Vater Wilhelm (heute 79 Jahre alt) war ebenfalls Schlachter. Und gegenüber den Gepflogenheiten früher hat sich auf dem Hof Niemeyer nicht sehr viel geändert, außer dass man über die Jahre etwas größer geworden ist.
Mit zugepachteten Flächen ist der Betrieb rund 50 Hektar groß. Ulrich hält heute 13 Milchkühe, 50 Rinder und rund 100 Mastschweine. Doch groß weiter wachsen, das sei einfach nicht drin, sagt Ulrich Niemeyer. Für gutes Fleisch beherzigt der Holtfelder einige Grundsätze, die es schon bei Vater und Großvater gab. »Rinder schlachte ich erst, wenn sie einmal abgekalbt haben«, berichtet der Landwirt. Denn nach dem ersten Kalb hätten die Tiere das beste Fleisch. »Auch die Rindersuppe ist dann viel klarer«, weiß er. Und er lässt er sich beim Mästen einfach ein bißchen mehr Zeit, als es in moderner Fleischproduktion üblich ist. »Wir powern die Tiere bewusst nicht. So ist die Fleischqualität besser, aber natürlich etwas teurer.«
Zu den Grundsätzen zählt weiterhin, dass keine Konservierungsstoffe verwandt werden. Dadurch ist das Fleisch zwar nicht so lange haltbar. »Aber wir haben unter unseren Kunden eben auch einige Allergiker. Da verzichten wir lieber auf Chemie«, erklärt der Landwirt. Bei der Schlachtung selbst geht der Metzger mit viel Ruhe vor. Die Tiere sollen vorher keinen Stress spüren. Auch das macht sich beim Fleisch bemerkbar.
Über mehr als 50 Jahre hat sich die Hausschlachterei Niemeyer gerade bei der Fleischqualität einen guten Ruf erworben. Einige Kunden kommen sogar aus Dortmund angereist, um sich einen großen Vorrat für die heimische Tiefkühltruhe mitzunehmen. Ansonsten geht das Einzugsgebiet bis Osnabrück und Bielefeld.
Stolz ist Ulrich Niemeyer auf alte Familienrezepte. Zum Beispiel bei der Hausmacher-Wurst oder dem Wurstebrei. Damit beliefert der Feuerwehrmann seit mehr als 20 Jahren den Stand der Feuerwehr Borgholzhausen-Bahnhof auf dem Piumer Weihnachtsmarkt.
Für den morgigen Samstag hat die Hausschlachterei Niemeyer sich etwas besonderes ausgedacht. Von 9 bis 15 werden einmal etwas andere Weihnachtsgeschenke vorgestellt, zum Beispiel Präsentkörbe mit Fleisch und Wurst aus der Hausschlachtung. Auch präsentiert das Niemeyer-Team verschiedene Weihnachtsbraten zum Probieren. Außerdem hält der Landwirt noch ein großes Angebot von frisch geschlagenen Weihnachtsbäumen bereit. Gerda Pieper wird ihren Honig anbieten.

Artikel vom 01.12.2006