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Mit Notfalltasche und
Funkgerät im Unterricht

Schüler richten einen eigenen Sanitätsdienst ein

Von Ingo Schmitz (Text und Foto)
Höxter (WB). Funkgeräte im Unterricht? Am König-Wilhelm-Gymnasium (KWG) in Höxter ist das erlaubt. Zumindest für die sechs Schulsanitäter, die heute, Freitag, offiziell in ihr Amt eingeführt werden.

Wie so oft im Leben musste erst etwas geschehen, bevor Schüler und Eltern auf die Idee kamen, den Schulsanitätsdienst am KWG ins Leben zu rufen. Initiatorin Maike Schuster berichtet: »Vor einigen Monaten ist eine Lehrerin im Unterricht plötzlich umgekippt. Zum Glück haben die Schüler sofort reagiert und den Notarzt alarmiert. Die Lehrerin ist mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht worden. Inzwischen geht es ihr wieder gut und sie kann wieder unterrichten.«
Nur wenige Wochen später stürzte ein Kind im Treppenhaus des KWG direkt vor den Augen der Gymnasiastin - mit Kopf und Knien voran. »Ich habe mich sofort um den Schüler gekümmert, damit er versorgt wird«, berichtet die 17-Jährige.
Um in Zukunft auf solche Fälle besser vorbereitet zu sein, wurden nach den entsprechenden Be-
schlüssen in den Schulgremien die Vorbereitungen für den Schulsanitätsdient getroffen. »Zunächst wurde die Ausbildung nach dem Konzept ÝAbenteuer HelfenÜ vorgestellt.
Nach dem Erste-Hilfe-Grundkursus schloss sich die Erweiterte Erste Hilfe und die Ausbildung im Schulsanitätsdienst an. Von den zunächst 25 Schülern blieben sechs bis zum Schluss dabei«, erklärt Bio- und Sportlehrer Reiner Stuhldreyer, der die Ausbildung begleitet hat. Die Kurse selbst fanden mit Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes statt.
Ob im Sportunterricht oder auf dem Pausenhof, ob Nasenbluten, Kreislaufprobleme, Armbruch oder Atemstillstand - die zum Schulsanitäter ausgebildeten Schüler wissen nun, wie sie ihren Mitschülern oder auch Lehrern im Notfall helfen können. Auch die nötige Ausrüstung und ein Bereitschaftsplan sind vorhanden.
»Es gibt vier Funkgeräte. Eins steht bei der Sekretärin, drei sind bei den Schülern, die sich während des Unterrichts in Bereitschaft befinden. Kommt es zum Notfall, wird die Schulsekretärin uns sofort über Funk alarmieren«, berichtet Maike Schuster. Danach treffen sich die Sanitäter in ihrem Sanitätsraum, schnappen sich ihre Einsatzwesten und den Notfallkoffer und laufen zu ihrem Patienten, um die Erstversorgung zu übernehmen. Sie prüfen die Vitalfunktionen und stabilisieren den Kreislauf. Per Handy könnten sie Ê den Notarzt alarmieren.
In den Pausen ist der Sanitätsraum ständig besetzt. Hier kann auch mal den 961 Schülern mit einem Kühlakku oder einem Pflaster ausgeholfen werden. Die Aufgabe des Mentors hat der neue Bio- und Chemielehrer am KWG, Ulf Osterbrink, übernommen. »Ich absolviere bei den Maltesern die Ausbilder-Ausbildung. Das heißt, nach den Osterferien können wir hier am KWG selbst Schulsanitäter ausbilden«, verrät Osterbrink.

Artikel vom 01.12.2006