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In der Lyrik drücken
sich tiefe Gefühle aus

Salwa Almahmud stellt heute ihr neues Buch vor

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). »Ein Verlust/ der schmerzt/und tiefer geht/mit neuen Tränen«: Als eine Frau, die aus ihrem übervollen Herzen keine Mördergrube macht, erweist sich Salwa Almahmud. Heute stellt die aus Syrien stammende Lyrikerin ihren neuen Gedichtband »Zwischen zwei Abwesenheiten« vor.

Seit 1990 lebt die Autorin in Herford. Wer ihr erstes Buch mit dem aktuellen - mittlerweile dritten - vergleicht, bemerkt deutliche Gefühlsunterschiede. »Ich werde ein Feuer der Liebe entzünden. Lass mich nicht lange warten«, heißt es in dem Gedicht »Der Mond bleibt nicht lang« von 1994. »Ich war jung und voller Hoffnung«, erinnert sich die Autorin an ihre damalige Gefühlslage. Andere Töne schlägt sie in dem neuen Gedicht »Fliehende Hoffnung« an: »Schockiert bin ich/über die Jahre/die ich hingab/für Erwartungen/die sich nie erfüllten.«
Natürlich: Schwarz-weiß gibt es nicht, und auch heute hat Salwa Almahmud den Glauben an die Liebe nicht verloren. »Bring mich wieder zu deiner Verrücktheit«, schreibt sie - das Leben geht weiter, will jeden Tag neu entdeckt werden.
Wer sich neu in einer fremden Welt zurechtfinden muss, nimmt diese mit sensibleren Augen wahr. Das für Alteingesessene Selbstverständliche gerät in Bewegung - gleichwohl verliert die Fremde ihre Distanz, sonst wäre sie nicht zu ertragen. Babette Lissner schreibt im Vorwort des neuen Buches: »Die Gedichte zeichnen die Spuren der Zeit, die Salwa in der Fremde verbracht hat. Und sie schreibt, als würde sie mit jedem Wort jenen Graben zuschütten wollen, der uns trennt.«
Den Graben zuschütten, aber auch das Unrecht benennen: Erstmals befasst sich die Autorin in ihrer Lyrik mit dem Thema »Krieg«. »Ich habe das alles sehr direkt gesagt«, betont Almahmud. Eine »Zeit voller Kriege« und »tötender Splitter« nimmt sie wahr - bevor sich das Unglück der Welt in ihrer Seele zu sehr festsetzt, musste es heraus aus ihr, die Gefühle forderten ihr Recht.
Die Buchpräsentation beginnt heute um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek. Für Musik sorgt Matthis Koch. Die Autorin selbst trägt ihre Gedichte in arabischer Sprache vor, die Übersetzung liest die Herforderin Jutta Heckmanns.

Artikel vom 30.11.2006