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Gemeinsam werden Dosen gefüllt

Die Weihnachtsbäckerei gehört zu Aktionen von Schülern und Behinderten

Löhne-Bahnhof (jhh). Ein süßer Plätzchenduft zieht durch das Haus Werre. Emsig kneten und formen fleißige Bäcker und stechen Plätzchen aus. 40 Kilogramm Teig sollen verbacken werden. 200 Tütchen mit Keksen zu jeweils 200 Gramm. So lautet das ehrgeizige Ziel, das sich Bewohner des Hauses vom Wittekindshof und Schüler der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Mennighüffen gesteckt haben.

Egon Knaus sitzt an der Keksmühle. Mit seiner Weihnachtsmannmütze verbreitet er festliche Stimmung unter den anderen Bewohnern. Der Backofen ist ständig in Betrieb, der Wohnraum im Haus Werre ist angenehm warm.
Neben Egon Kraus, der die Keksmühle immer weiter dreht, steht Jannet Feisel. Denn die Zwölftklässlerin und der Bewohner backen zusammen Plätzchen. Einer dreht die Mühle, der andere schneidet den Teig ab. Berührungsängste zwischen den Schülern und den Geistigbehinderten gibt es nicht - von keiner Seite.
»Der Umgang miteinander ist wirklich offen - eine spaßige und freudige Angelegenheit«, erklärte Axel Davidheilmann, Oberstufenleiter der Gesamtschule. Schon seit eineinhalb Jahren unternehmen seine Schüler der Jahrgangsstufen zwölf und 13 regelmäßig etwas mit den Bewohnern des Hauses. »Wir machen Grillabende oder fahren zum Beispiel demnächst zusammen auf den Weihnachtsmarkt in Hannover«, so der Pädagoge.
Seit Beginn des Projektes ist die Zahl der freiwillig teilnehmenden Schüler immer weiter angestiegen. An dem neuesten Vorhaben, dem gemeinsamen Plätzchenbacken, beteiligen sich 20 Oberstufenschüler. An vier Tagen kommen jeweils zwischen zwei und neun Schüler nach Löhne-Bahnhof, um gemeinsam mit den Bewohnern die Keksdosen zu füllen. Dabei wird jedes Mal eine andere Etage zur Backstube umfunktioniert, sodass auch alle 24 Bewohner einmal mit Hand anlegen können.
Am Ende landet eher wenig Exotisches auf dem Blech. »Wir machen klassische Sachen«, sagte Marion Schöffer-Rahr, Mitarbeiterin des Hauses. So breitet sich der Duft von Spritzgebäck, Plätzchen aus Vanilleteig, Nusstalern oder Butterkeksen im ganzen Haus aus.
»Es ist schön zu sehen, wie die Bewohner etwas Alltägliches selbst machen. Da helfe ich dann auch gerne mit«, betonte Janett Feisel. Am Montag stand sie zusammen mit Ömer Günay den geistigbehinderten Bewohnern mit Rat und Tat zur Seite.
Die 200 angestrebten Keks-Tüten sollen auf dem Löhner Weihnachtsmarkt am Stand des Wittekindshofes verkauft werden. Bei der Menge an Leckereien bleibt sicherlich genug für den Verkaufsstart am Freitag übrig. Selbst wenn zwischendurch der ein oder andere - Bewohner wie Schüler, Lehrer oder Betreuer - nicht widerstehen kann und beherzt in die Keksdose hereingreift.

Artikel vom 29.11.2006