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»Nicht nur an die Älteren denken«

Demographie-Vortrag skizziert Versmolds Entwicklung bis zum Jahr 2020

Versmold (OH). Der demographische Wandel wird auch in Versmold Auswirkungen haben. Sie werden aber moderater ausfallen als andernorts. Gleichwohl stehe die Stadt vor der Herausforderung, sich auf die neue Situation einzustellen, sagte Carsten Große Starmann. Der Referent der Bertelsmann-Stiftung wagte am Montag mit Zuhörern aus Pflegeberufen und Schule, Politik und Vereinen den Blick in die Zukunft Versmolds.

»Bei der Beschäftigung und Gestaltung des demographischen Wandels ist es wichtig, nicht nur auf die größer werdende Gruppe der älteren Menschen zu schauen, sondern vor allem auch die Situation von Familien, Kindern und Jugendlichen im Blick zu haben«, gab Carsten Große Starmann den 30 Zuhörern gleich zu Beginn seines Vortrages eine zentrale Botschaft mit auf den Weg. Anhand von Daten, die von der Bertelsmann-Stiftung in einjähriger Arbeit zusammengetragen worden waren, skizzierte er die Ausgangslage Versmolds und die Aussichten für das Jahr 2020.
Dabei traten durchaus überraschende Erkenntnisse zu Tage. So stufen die Experten Versmold als regionales Zentrum mit stabilen Bevölkerungszahlen und einer moderaten Alterung, aber auch vergleichsweise geringem Familienanteil ein. Merkmale Versmolds seien zudem eine niedrige Quote hochqualifizierter Arbeitskräfte - nur drei Prozent -, überdurchschnittlich hohe Steuereinnahmen und ein leicht wachsendes Arbeitsplatzangebot direkt vor Ort.
»Für Versmolds Zukunft wird wichtig sein, die Funktion als regionales Zentrum auszubauen und sich als attraktiver Wohnort für Familien und als Standort für Unternehmen zu profilieren.« Das bedeute, ein kinderfreundliches Klima zu schaffen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern mit entsprechenden Betreuungs- und hochwertigen Bildungsangeboten. Denn die Qualifikation der Menschen sei ein Baustein für die Gewinnung weiterer Unternehmen und Arbeitsplätze.
Starmann gab zudem die eindeutige Empfehlung, bei der Ausweisung von Siedlungsflächen nicht in den Grüngürtel der Kernstadt vorzudringen, sondern zentrumsnah noch vorhandene Potentiale zu nutzen. »Sowohl Familien als auch ältere Menschen bevorzugen diese Lage. Der Stadtkern kann so auch perspektivisch lebendig gehalten werden.«
Die zukunftsorientierte Seniorenpolitik sei ein weites Feld, das vom Angebot entsprechender Wohnformen bis hin zur gesellschaftlichen Teilnahme der älteren Generation reiche. Große Starmann: »Von den Älteren können Potentiale für das gesellschaftliche Leben eingebracht werden. Der Bürgerbus in Versmold ist solch ein Ansatz.«
Grundsätzlich empfiehlt der Experte auf vielen Feldern die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen -Êauch in Südniedersachsen -Êzu suchen. Mit dem interkommunalen Gewerbegebiet, das gemeinsam mit Borgholzhausen entwickelt worden ist, habe Versmold beispielsweise schon vor einigen Jahren entsprechend gehandelt. Carsten Große Starmann: »Versmold kann bei der Zusammenarbeit mit anderen Kommunen aus einer gewissen Sicherheit heraus die Initiative übernehmen. Die Stadt darf sich aber nicht in Sicherheit wiegen.«
Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Matthies, der Bürgermeister Thorsten Klute vertrat, wertete den Vortrag als »sehr informativ«. Auf dieser Basis soll der vor Jahresfrist eingesetzte Arbeitskreis Demographie im Januar über künftige Projekte beraten.

Artikel vom 29.11.2006