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Gedenken an 15 Bürger unserer Stadt

Aktion »Stolpersteine« wird am 5. Dezember fortgesetzt - Gedenkstunde am 9. Dezember

Vlotho (bu). Im Frühjahr diesen Jahres hatten die Mendel-Grundmann-Gesellschaft und der Verein Moral & Ethik aus Vlotho in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig die Aktion »Stolpersteine« gestartet. Mit einer Feierstunde und einer Ausstellungseröffnung am Samstag, 9. Dezember, findet das Projekt nun seine Fortsetzung.

Die ersten zwölf Stolpersteine waren Anfang März zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten Vlothoer Juden verlegt worden. Die aus Messing gefertigten und mit den jeweiligen Lebensdaten versehenen Steine hatte Demnig vor den Häusern verlegt, in denen die damals verfolgten jüdischen Familien gewohnt hatten (VZ berichtete).
Weitere 15 Stolpersteine, die an ehemalige jüdische Mitbürger Vlothos erinnern, wird der Künstler nun am Dienstag, 5. Dezember, ab 9 Uhr an fünf Stellen in der Weserstadt verlegen. Am Samstag, 9. Dezember, werden diese Stolpersteine dann in einer Gedenkstunde von 11 bis 12.30 Uhr in der Kulturfabrik ihrer Bestimmung übergeben. Dort vor der Kulturfabrik werden auch zunächst acht Erinnerungssteine für die jüdischen Familien ihren Platz finden, deren ehemalige Häuser in Vlotho heute nicht mehr existieren. Die Ansprachen an diesem Tag werden Bürgermeister Bernd Stute sowie Vertreter der Mendel-Grundmann-Gesellschaft und des Vereins Moral & Ethik halten. Schüler des Weser-Gymnasiums sorgen für den musikalischen Rahmen der Feierstunde.
Begleitet wird die Übergabe von einem Rundgang zu den Verlegeorten und von der Eröffnung einer Ausstellung im Foyer der Kulturfabrik. Die Präsentation der Mendel-Grundmann-Gesellschaft dort trägt den Titel »Sie waren Bürger unser Stadt« (Teil III).
Von den insgesamt 41 jüdischen Opfern des Holocausts aus Vlotho erinnert diese weitere Stolperstein-Aktion an folgende ehemalige jüdische Mitbürger: 1. Verlegeort Kulturfabrik: Emma Juchenheim (1855 bis 1943; sie wurde 1943 interniert, nach Sobibor deportiert, Todestag: 16. April 1943); Alwin Juchenheim (1889 bis 1944, Sohn von Emma, Kaufmann, 1941 nach Riga deportiert, Todestag: 6. Dezember 1944 im KZ Dachau); Paula Juchenheim (geboren 1902, Geschäftsfrau, 1941 deportiert nach Riga, verschollen im KZ Stutthoff/Danzig); Paul Juchenheim (1888 bis 1943, 1936 in die Niederlande ausgewandert, am 9. April 1943 in Amsterdam von einem deutschen Unteroffizier erschossen); Lore Juchenheim (1926 bis 1941, mit 15 Jahren deportiert, verschollen im KZ Stutthof/Danzig); Hans Juchenheim (1928 bis 1945, verstorben am 2. Juni 1945 nach der Befreiung des KZ Dachau); Gustav Weinberg (geboren 1874, Viehhändler, 1942 deportiert nach Riga, verschollen); Ella Weinberg (geboren 1876, 1942 nach Riga deportiert, verschollen) Das Haus der Weinbergs mit der Nummer 9 lag am unteren Ende der Langen Straße, die heute Weserstraße heißt.
2. Verlegeort Lange Straße 62: Adolf Rüdenberg (1902 bis 1941, Kaufmann, nahm sich am 13. Dezember 1941 in Hannover vor der Deportation das Leben);
3. Verlegeort, Lange Straße 66: Erich Salli Katz (1897 bis 1944, Viehhändler) und Irma Katz (1901 bis 1944). Beide wanderten 1939 in die Niederlande aus, wurden nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet. Ein weiterer Stein erinnert an Werner Katz.
4. Verlegeort Moltkestraße 2: Selma Grundmann (geboren 1883, 1937 verzogen nach Opladen, deportiert und verschollen).
5. Verlegeort Hochstraße 8: Klara Frank (geboren 1884, von 1930 bis 1937 in Vlotho, 1937 Umzug nach Leipzig, 1942 deportiert, verschollen); Marianne Frank (geboren 1923, Schülerin der Höheren Stadtschule Vlotho, 1937 Umzug nach Leipzig, 1942 deportiert, verschollen im KZ Ravensbrück).

Artikel vom 29.11.2006