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Professor Dieter Haselbach präsentierte gestern die Ergebnisse.

Den MARTa-Etat aufstocken

Die bisherige Ansätze waren laut Gutachten »unrealistisch«

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Die Herforder Politiker werden sich auf eine Finanzierung des MARTa einstellen müssen, die deutlich über den bisherigen Ansätzen liegt. Dies ist einem umfangreichen Gutachten zu entnehmen, das die ICG culturplan Unternehmensberatung GmbH (Berlin) erstellt hat.

Professor Dieter Haselbach präsentierte gestern die Ergebnisse. Ziel war es festzustellen, welche Kosten im MARTa bei der derzeitigen Aufgabenstellung anfallen. Ausgehend von der Prämisse, dass die Einrichtung ihrem Anspruch treu bleibt, ein ambitioniertes Museum für zeitgenössische Kunst zu sein, stellte der Unternehmensberater Gewinn- und Verlustrechnung gegenüber. Dabei geht der Kulturexperte von einem zu erwartenden jährlichen Fehlbetrag in Höhe von 2,44 Millionen Euro aus. Als Ausstellungsbudget empfiehlt er 1,46 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Bisher sei von einem jährlichen Gesamtdefizit in Höhe von 1,5 Millionen Euro ausgegangen worden, erläutert Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink. Er hat Zweifel, ob die Politik einer deutlich höheren Bezuschussung (»fast eine Million Euro mehr«) zustimmen wird. Wollbrink geht von Zuschüssen in Höhe von zwei Millionen Euro aus. Mit dem Etat, der über dem der Kunsthalle Bielefeld liege, müssten niveauvolle Ausstellungen möglich sein. Wichtig ist für den Bürgermeister: »Es muss Planungssicherheit bestehen.« Leider hätten am Anfang keine seriösen Zahlen vorgelegen. Der bisherige Etat habe für das Museum nicht ausgereicht. Mit dem Effekt, dass Überschreitungen der unrealistischen Vorgaben das MARTa immer wieder in die Schlagzeilen gebracht haben. Gleichwohl will Unternehmensberater Haselbach seine Ergebnisse nicht als Freibrief zum Geldausgeben verstanden wissen. So wird sich der voraussichtliche Fehlbetrag in diesem Jahr auf 2,56 Millionen Euro belaufen - das sind 120 000 Euro mehr, als der Gutachter für notwendig hält.
Viele Vorschläge unterbreitet er. Vorschläge, die unter anderem mit der Führungsebene zu tun haben. Er plädiert für einen Geschäftsführer mit Kulturmanagement-Kompetenz, der mit dem künstlerischen Leiter Jan Hoet »in Augenhöhe« umgehen könne. Hoet habe bisher den Status eines freien Mitarbeiters, müsse stärker in die Verantwortung eingebunden werden. Es sei Aufgabe eines »Leuchtturms« und nicht eines Geschäftsführers, Sponsoren zu werben.
Bei aller von Haselbach attestierten Verbesserungsfähigkeit bleibt festzuhalten, dass er dem Museum ein gutes Zeugnis ausstellt. MARTa sei »bemerkenswert erfolgreich«. Es trage zur Aufwertung des Quartiers bei, diene als Aushängeschild der Möbelindustrie, sei schnell eine Größe geworden: »Ohne das MARTa wäre Herford um vieles ärmer.«
Mit der Untersuchung beschäftigt sich der Rat am 8. Dezember.

Artikel vom 30.11.2006