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Geldstrafe für
»Helfershelfer«

Autos mit falschen Papieren finanziert

Versmold/Bielefeld (mel). »Sie hätten hier alle mit einer deutlich höheren Strafe rausgehen können«, betonte Hermann Schulze-Niehoff, vorsitzender Richter am Bielefelder Schöffengericht, dass die vier Angeklagten nur wegen ihrer - wenn auch späten - Einlassung mit Geldstrafen davongekommen waren. Drei Männer und eine Frau hatten geholfen, Autos mit gefälschten Unterlagen zu finanzieren und somit Beihilfe zum Betrug geleistet.

Die Fahrzeuge wurden auf Pump finanziert, die Kredite nie bedient und die Fahrzeuge letztlich ins Ausland verkauft. So geschehen im Sommer 2003 in einem Versmolder und einem Münsteraner Autohaus. Bereits vor zwei Jahren wurde der Versmolder Marinko B. - wohl áeiner der Köpfe der Bande - für dieses Vergehen verurteilt. Gestern standen vier seiner mutmaßlichen »Helfershelfer« vor dem Schöffengericht. Sie sollen geholfen haben, die Betrügereien durchzuführen.
Ein langer Verhandlungstag brachte doch noch einiges ans Licht: Während zu Beginn nur einer der Angeklagten, ein 41-jähriger Münsteraner, aussagte, hüllten sich die anderen in Schweigen. Sehr zum Leidwesen des Richters: »Man kann über alles mit mir reden. Aber mich für dumm verkaufen, das mag ich gar nicht.« Der Münsteraner will den mutmaßlichen Drahtzieher, einen bislang unbekannten Mann namens Music, zufällig in einer Versmolder Kneipe kennen gelernt und ihm angeboten haben, ihn am nächsten Tag mit nach Münster zu nehmen. Dort habe Music ein Auto kaufen wollen. Das Geschäft sei zustande gekommen, ein paar Tage später habe er ihn noch einmal mitgenommen, um das gekaufte Auto abzuholen. »Mehr habe ich nicht damit zu tun«, betonte der Angeklagte. »Wenn Sie ein unbeschriebenes Blatt wären, würde ich Ihnen das vielleicht glauben«, wurde der Richter ärgerlich.
Laut der Akten soll in dem Autohaus der Ausweis eines Versmolders vorgelegt worden sein, der gestern auch als Zeuge vor Gericht stand. »Ich habe immer 70 Euro dafür bekommen, wenn ich meinem Kumpel den Ausweis geliehen habe. Dabei habe ich mir nichts gedacht«, gab der 28-Jährige an.
Die anderen Angeklagten, ein 34-Jähriger aus Warendorf, ein 26-Jähriger aus Sassenberg und eine 36-Jährige aus Bielefeld, brachen erst ihr Schweigen, als Richter und Anwälte in einem »Deal« keine Haftstrafe für alle ausgehandelt hatten. Wegen Beihilfe zum Betrug wurde die Bielefelderin zu 150 Tagessätzen à 25 Euro, der Warendorfer zu 25 Tagessätzen à 15 Euro und der Münsteraner zu 90 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt. Für den Sassenberger blieb es bei einer bereits bestehenden Strafe von zwei Jahren auf Bewährung und einer noch offenen Geldbuße von 4800 Euro.

Artikel vom 29.11.2006