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»International« durch
Innenstadt schlendern

Sabine Hahn führt zweisprachig mit Trompete

Von Marco Purkhart
Versmold (WB). Mit Versmold hatte Sabine Hahn bis vor kurzem »überhaupt nichts am Hut«. Das Heimatinteresse der 45-Jährigen beschränkte sich lediglich auf ihren Wohnort Halle. Um so überraschender, dass sie seit vergangenem Frühjahr zum Kreis der hiesigen Stadtführer gehört, die Wissbegierigen auf einer Tour die Fleischstadt näher bringen.

Als sie damals von den Ambitionen der Volkshochschule erfuhr, Laien zu rhetorisch geschickten Stadtführern auszubilden, war Sabine Hahn auf Anhieb begeistert: »Diese Idee fesselte mich förmlich. Meine Freunde meinten zwar erst, was ich als Hallerin denn in Versmold zu suchen hätte. Doch für mich spielte der fremde Ort überhaupt keine Rolle. Ich wollte das einfach ausprobieren - ganz egal wo.«
Die Euphorie verpuffte nicht einfach, sondern festigte sich nach den ersten erfolgreichen Führungen noch einmal. Nicht umsonst glaubt Hahn heute, mehr über Versmold zu wissen als über Halle. Sie spricht sogar von einer Art Liebe, die entstanden sei: »Dieses schöne und traditionelle Versmold hat mich mit seiner gemütlichen Atmosphäre verzaubert.«
Verzaubern will Sabine Hahn auf ihren Touren auch ihre Zuhörer. Denn sie kann unter allen Stadtführern mit einem exklusiven Service dienen: Hahns rund 90 Minuten langer Rundgang durch die City ist der einzige in zwei Sprachen. Unter dem Titel »Versmold Lif(v)e« - ein Stadtspaziergang in Deutsch und Englisch« berichtet die Referentin bilingual über die geschichtlichen Hintergründe des Stadtkerns von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1096 bis heute.
Englische Wurzeln hat Sabine Hahn zwar nicht. Ihr Faible für Sprachen wuchs jedoch durch ihren Job als Industriekauffrau durch die Betreuung ausländischer Kunden. »Doch keine Sorge: Man muss nicht von der ÝInselÜ kommen und perfektes Englisch beherrschen, um meinen Ausführungen folgen zu können«, würden Grundkenntnisse völlig genügen, zumal Hahn bei Bedarf sofort ins Deutsche wechselt. »Sobald sprachliche Fragen oder Verwirrungen auftreten, erläutere ich meinen Beitrag auf Deutsch. Es muss sich also niemand vor mir fürchten.«
Die Leute sollen sie schließlich verstehen, wenn Sabine Hahn zum Beispiel unweit des Schweinebrunnens die spannende Geschichte erzählt, wie die »Mairie« Anfang des 19. Jahrhunderts von Napoleons Truppe gestürmt wurde. Damals muss sich eine bedrohliche Szene abgespielt haben: Auf der Flucht vor den Kosaken des russischen Zaren waren die französischen Soldaten auf der Suche nach neuen Pferdegespannen, die sie in der »Mairie« erwarteten. Um der Forderung nach der Herausgabe des Versmolder Geschirrs einen gewissen Nachdruck zu verleihen, kamen die rasanten Reiter auf ihren imposanten Gäulen gleich die Treppe hochgeritten. Noch heute soll man einen Hufabdruck erkennen können, der unter der Last der kraftvollen Tiere im Stein entstanden sein soll.
Eine weitere Besonderheit bietet Sabine Hahn auf ihrem Rundgang in musikalischer Hinsicht. Die passionierte Horn- und Trompetenspielerin schmettert auf Wunsch ihrer Gäste das bekannte Stück »Amazing Grace« auf ihrem Blasinstrument. Wie es sich für geistliche Musik gehört, schallen die Klänge dann durch das historische Gemäuer der Petri-Kirche. »Ich habe mir sagen lassen, dass die kleine Melodie in der Kirche schon manch einem Zuhörer eine Gänsehaut beschert hat. Die Akustik innerhalb des Gotteshauses ist einfach überwältigend«, verbürgt sich Hahn auch außerhalb ihrer Redezeit für ein beeindruckendes Hörerlebnis.
Wer sich für eine zweisprachige Innenstadtführung interessiert, kann unter % 0 52 01 / 1 60 60 oder im Internet unter www.sieckendiek.de buchen.

Artikel vom 29.11.2006