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Kritik lässt Spradley kalt

»Jeder darf etwas sagen« - Baskets heute im Pokal gegen Hagen

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Lamar Hurd soll bleiben, der Traum von einem zusätzlichen Center lebt: Gute Spieler können die Paderborn Baskets noch gebrauchen - Trainer haben sie dagegen mehr als genug. Die sitzen zwar nicht neben Headcoach Doug Spradley und dessen Assistent Stephan Völkel auf der Baskets-Bank, fühlen sich aber kompetent genug, um die Arbeit des Paderborner Übungsleiters nach der Niederlage gegen Ludwigsburg aufs Härteste zu kritisieren.

Erst verlor der Aufsteiger gegen den BBL-Tabellenführer nach einer packenden Partie mit nur zwei Punkten Differenz, dann manch Fan die Fassung. Nur gut, dass die einschlägigen Internet-Foren genügend Raum und Sicherheit bieten, um den Coach Inkognito mit den eigenen Gedankengängen zu konfrontieren. »Doug, guck dir das Spiel mal an und hinterfrag auch dich mal!!! Das war deine Niederlage!!! Nur deine Niederlage!!!«, ist da genauso zu lesen wie: »Ein Spiel schaue ich mir noch an. Dann verscherbel ich meine Dauerkarte, wenn sich nichts ändert.«
Die Dauerkarte verscherbeln, nachdem der Liganeuling mit vier Siegen in elf Spielen in die Saison gestartet ist und derzeit über ein Polster von sechs Punkten auf den ersten Abstiegsplatz verfügt? 50 Zweitligasiege in Serie scheinen den Geduldsfaden einiger Anhänger auf kaum messbare Länge reduziert zu haben. Der Kritisierte selbst nimmt die Anschuldigungen daher mit der angemessenen Gelassenheit zur Kenntnis. »Jeder hat das Recht etwas zu sagen, aber ich muss mich nicht mit jeder dieser Äußerungen beschäftigen. Allerdings können sich die Fans sicher sein, dass auch ich immer überprüfe, ob das, was ich mache, richtig ist. Nur so kann ich mich weiter entwickeln«, sagt Spradley.
Die Einsatzzeiten von Kapitän Tim Black und Reggie Golson sind es, an denen sich nach dem Ludwigsburg-Spiel und vor der heutigen Pokalpartie bei Phoenix Hagen (19.30 Uhr, Ischelandhalle), die Geister scheiden. Fakt ist, dass Black (15 Punkte, 70-prozentige Quote) und Golson (13 Punkte, 67-prozentige Quote) am Samstagabend als treffsicherste Schützen in Erscheinung traten, in der Crunch Time aber einige Minuten auf der Bank verbringen mussten. Das allerdings aus gutem Grund und einem guten Gefühl, wie der Trainer betont: »Tim hat erstmals nach seiner Verletzung mehr als 30 Minuten gespielt. Da stößt er irgendwann an seine Grenzen und benötigt Pausen. Bei Reggie darf man nicht nur das Spektakuläre in der Offensive sehen, sondern auch, was in der Verteidigung passiert. Ich habe auch auf Steven Esterkamp gesetzt, weil wir ihm gegen Nürnberg unseren letzten Sieg zu verdanken hatten. Nicht immer liegt man mit dem Gefühl richtig.« Zur Erinnerung: Nicht nur Esterkamp leistete sich in der Endphase zwei folgenschwere Fehler. Golson war es, der sich im letzten Paderborner Angriff von Ludwigsburgs Gordon Scott den Ball klauen ließ. Und so wird Spradley seinem finalen Erfolgsrezept - unabhängig von der neuerlichen Niederlage gegen einen der Großen dieser Liga - die Treue halten: »Am Ende des Spiels wollte ich die meiner Meinung nach beste Mannschaft und nicht die besten Einzelspieler auf dem Feld haben.« Vier Saisonsiege sprechen für den Trainer des preiswertesten Teams dieser Liga.
Gegen Ludwigsburg war es die Niederlage eines Außenseiters gegen einen Favoriten - genau der Spielausgang, den die Paderborn Baskets heute von ihrem Auftritt beim Zweitligisten Phoenix Hagen erwarten. »Ich werde nicht alles riskieren, aber es sind nur drei Siege bis zum Final Four und das ist ein interessantes Ziel«, sagt der Trainer. Wie ernst er diese Begegnung der ersten Hauptrunde nimmt, verdeutlichen derweil seine Personalplanungen. Ob ein Martin Duggen oder Daniel Lieneke auf vermehrte Einsatzzeiten hoffen können? »Das kann ich nicht garantieren. Es wäre schön, wenn es klappt, doch das mache ich vom Spielverlauf abhängig.«

Artikel vom 29.11.2006