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Kritik an »Sturkopf« Kuper

Kreis soll nochmal mit Stadt Rietberg über Schwimmbad verhandeln

Von Meike Oblau
Rietberg/Kreis Gütersloh (WB). Die Politiker im Kreis-Schulausschuss haben dem gemeinsamen Hallenbad-Projekt von Kreis und Stadt Rietberg gestern noch keine endgültige Absage erteilt. Einstimmig wurde die Kreisverwaltung beauftragt, weitere Verhandlungen mit der Stadt Rietberg zu führen, mit dem Ziel, Schwimmunterricht für die Schüler der Rietberger Kreisschulen zu gewährleisten.

Die Elternvertreter der Paul-Maar-Schule und der Wiesenschule nahmen erleichtert zur Kenntnis, dass der Beschlussvorschlag der Verwaltung, der Kreis möge sich definitiv nicht an der Errichtung und dem Betrieb eines Lehrschwimmbeckens beteiligen, abgeschmettert wurde. »Genau diesen Ausgang hatten wir uns erhofft. Nun besteht weiter eine Chance für unsere Kinder«, so die Sprecherin der Initiative, Claudia Will.
Ausschussvorsitzende Renate Bölling hatte zu Beginn der Sitzung die mehr als 5500 Einträge umfassende Unterschriftenliste präsentiert, die die Elterninitiative ihr zugesandt hatte. Besonders viele Rietberger hatten sich für das von der Firma Fechtelkord und Eggersmann vorgeschlagene Projekt ausgesprochen.
Kreisdirektor Christian Jung betonte nochmals, es sei unstrittig, dass Schwimmen im Lehrplan der beiden Kreisschulen vorgesehen sei. Ingo Kleinebekel erläuterte die ablehnde Haltung der Verwaltung: »Ein Beschluss, in dieses Projekt mit einzusteigen, hätte eine jährliche Belastung des Kreishaushaltes mit 100 000 bis 120 000 Euro zur Folge. Eine solche Belastung ist nicht vertretbar.«
Helga Hoener (CDU) sprach sich im Namen der Fraktion ebenfalls gegen eine solch hohe finanzielle Belastung aus: »Das ist von den Kosten her eine unverhältnismäßig teure Maßnahme für eine Schwimmhalle, die ja hauptsächlich der Stadt Rietberg zur Verfügung stehen würde. Wenn wir dem zustimmen würden, würde das sicherlich Begehrlichkeiten in anderen Städten wecken. Wir könnten uns gut vorstellen, Nutzungszeiten anzumieten, wenn die Stadt Rietberg ein Bad errichtet, aber wir können uns eben nur als Mieter beteiligen.«
Ursula Ecks von der SPD warf Rietbergs Bürgermeister André Kuper vor, sich stur zu stellen. Kuper hatte angekündigt, dass die Türen der Schwimmhalle für die Förderschüler verschlossen blieben, sollte die Stadt Rietberg das Bad ohne Kreisbeteiligung bauen. »Setzen Sie sich nochmal an einen Tisch, bringen Sie Herrn Kuper zur Vernunft und verhandeln Sie wie erwachsene Menschen«, so die Aufforderung von Ursula Ecks. Kreisdirektor Christian Jung sah es ähnlich: »Die Hoffnung der Verwaltung ist, dass die Stadt Rietberg mit sich verhandeln lässt, wie Frau Ecks es gesagt hat.«
»Zunächst einmal bin ich froh, dass die Türen für dieses Projekt noch nicht endgültig geschlossen sind«, sagte Bürgermeister André Kuper, der gestern vom WESTFALEN-BLATT über die Abstimmung auf der Ausschusssitzung informiert wurde. »Wenn uns allerdings eine sture Haltung vorgeworfen wird, kann ich das nicht nachvollziehen. Der Kreis muss seiner eigenen Verantwortung nachkommen. Wir sind auf den Kreis zugegangen, weil wir eine gemeinsame Lösung anstreben, und der Kreis versucht, sich aus seiner eigenen Verantwortung beim Thema Schulschwimmen herauszureden. An der Michaelisschule wird ein kreiseigenes Bad samt aller Folgekosten betrieben, und den Rietberger Kreisschulen bietet man null an.« Gesprächsbereitschaft signalisierte das Stadtoberhaupt aber weiterhin: »Man muss über alles reden.«

Artikel vom 28.11.2006