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Ziel ist barrierefreie »Stadt ohne Stufen«

Spanferkelessen eine 30 Jahre alte Tradition - Ehrung im Freundeskreis der Rollis

Von Michel Winde (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Eine krosse Kruste und zartes, saftiges Fleisch - das ist ein leckeres Spanferkel. Dies zu essen, macht eine langjährige Tradition des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer und Körperbehinderte, kurz Rollis, aus. Am Freitag trafen sich etwa 120 Rollis zum jährlichen Spanferkelessen in der Klinik Porta Westfalica. Darüber hinaus wurden mehrere Mitglieder für ihre langjährige Treue geehrt.

Spanferkel mit Sauerkraut, Kartoffelklößen und Brötchen - dieses leckere Mahl gibt es tatsächlich schon seit der Gründung des Freundeskreises 1973. Damals hatte der Landwirt Martin Horstmeier, Gründungsmitglied und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, dem Freundeskreis ein Spanferkel geschenkt. Bis heute wurden rund 200 Spanferkel von den Mitgliedern der Rollis verspeist. »Das Besondere ist, dass man ein Spanferkel komplett, auch mit dem Kopf, brät«, verrät Horstmeier am vergangenen Freitagabend. Die Tradition des Spanferkelessens, gepaart mit Geselligkeit und Zusammengehörigkeit, auch mit den Nichtbehinderten, mache ihn stolz und glücklich, so Horstmeier.
Seit 1973 war Martin Horstmeier, der von 1965 bis 1987 im Sozialausschuss des Bundestages saß, jedes Mal beim jährlichen Treffen der Rollis in der Klinik Porta Westfalica dabei. »Der Rücken und der Schinken sind das Beste am Spanferkel«, weiß der erste Vorsitzende des Freundeskreises, Gerhard Göttsche. Mit Haut und Kopf werde das Schwein gebraten und mehrmals mit einer Würztunke übergossen. Jedes Jahr im November, Freitag vor dem Totensonntag, treffen sich die Rollstuhlfahrer und Förderer des Vereins.
Das Ziel der Rollis steht unter dem Prädikat »Stadt ohne Stufen«. Kleine Treppen, enge Durchgänge und schmale Türen würden Behinderten, besonders Rollstuhlfahrern, das Alltagsleben schwer machen. Auch Bürgermeister und Schirmherr Klaus Mueller-Zahlmann setzt sich für die Barrierefreiheit Bad Oeynhausens ein, weiß aber, dass alles eine Frage der finanziellen Mittel ist. »Wir dürfen dieses Thema aber gerade bei Neu- und Umbauten nicht aus den Augen lassen«, so Mueller-Zahlmann. Besonders, da die Zahl an Behinderten hier noch größer sei, als in anderen Städten. Das Stadtoberhaupt lobte am Freitag außerdem das ehrenamtliche Engagement des Freundeskreises.
Mit einer silbernen Ehrennadel für zehnjährige Mitgliedschaft wurden Heinz Grützkowski und seine Frau Christa ausgezeichnet. Alfred und Ingrid Philippi und Martin Schlüter wurden für 20-jährige Mitgliedschaft geehrt. August Middelbeck, Wolfgang Siek und Herbert Kelle halten den Rollis bereits seit 25 Jahren die Treue. Fast seit Gründung des Freundeskreises, seit 30 Jahren, sind die Volksbank Bad Oeynhauen-Herford, Rosa Timmerbeil, Günter Rosenberg, Gunter Michel, Heinz Luther, Lothar Ibrügger, Peter Kaeseberg, Herbert Wippler, Peter Schuermann sowie Gerhard und Ingeborg Göttsche Mitglied. Sie erhielten eine goldene Nadel vom Vorstand.
Musikalisch untermalt wurde der Abend vom Bad Oeynhausener Staatsbadorchester.

Artikel vom 27.11.2006