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Wichtige
Klopfzeichen

Präses Buß predigt

Gütersloh (WB). »Plötzlich ist das Leben nur einen Schuss weit vom Tod entfernt«, sagte Alfred Buß am vergangenen Mittwochabend in der Martin-Luther-Kirche. Hier predigte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen im zentralen Gottesdienst zum Buß- und Bettag.
Erst am Morgen hatte er mit dem katholischen Weihbischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst und rund 1200 Schülern, Lehrern, Eltern und Einsatzkräften in der Emsdettener St.-Pankratiuskirche in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Amoklaufs in der Geschwister-Scholl-Realschule gedacht.
Es sei zu einfach, Sebastian B. als gestörten Einzeltäter abzutun. Ihn hätten die Kernfragen jedes Menschen gequält: »Wer braucht mich? Fühle ich mich gerecht behandelt? Bin ich gleichwertig?« Buß weiter: »Bastians Einsamkeit verengte sein Sehfeld zum finsteren Tunnelblick der Gewalt. (É) Gott wird ihn fragen: Was hast du getan? Und wir müssen uns fragen: Inwieweit sind wir beteiligt?«
Der Präses rief der Gemeinde das »Sendschreiben an die Gemeinde in Laodicea« (Offenbarung 3, 14-22) in Erinnerung. Gott selbst klopfe bei denen an, die Wohlstand mit der Fülle des Lebens verwechselten, um mit ihnen Abendmahl zu halten. »Ob wir diese Klopfzeichen unseres Herrn in unserer Stadt noch hören?« Es sei die Verantwortung der Christinnen und Christen, dass alle Menschen in Gütersloh die gute Nachricht hörten, »auch Menschen wie Bastian, damit sie sich nicht im Tunnelblick der Gewalt verlieren.« So könne aus dem Bußtag, der heute als »graue Maus« ein Randdasein friste, ein bunter Freudentag werden.

Artikel vom 25.11.2006