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Burgenstraße
muss keine
Vision bleiben

Vortrag beim Heimatverein

Von Stefanie Hillebrand
(Text und Foto)

Kleinendorf (WB). Im Schatten der Burgruine tagten die Kleinendorfer Heimatfreunde in der Gaststätte »Am Museumshof«. Es herrschte reges Interesse am Vortrag »Burgen im Rahdener und Stemweder Land« von Dr. Bert Wiegel. Der Archäologe aus Rahden trug seine neuesten Erkenntnisse über die Burgen in Stelle und Stemwede vor.

Um die Quintessenz vorwegzunehmen: Die Steller Burg ist nur eine von vielen in unserer Region. Nachforschungen ergaben, dass es im 13. Jahrhundert eine dichte Präsenz an kleinen militärischen Stützpunkten im Altkreis Lübbecke gab. Sie sind dabei an Schnittpunkten alter Post- und Handelsrouten zu suchen.
Um die Bedeutung der Burgen verständlich zu machen, ging Dr. Wiegel zunächst auf die historischen und topografischen sowie auf die verkehrsgeografischen Besonderheiten ein. Entscheidend geprägt wurde diese Gegend durch das Wiehengebirge An Schlüsselpositionen, den Einschnitten in der Bergkette, haben Menschen Burgen zu deren Sicherung angelegt. Für unseren Kreis von Bedeutung sind die Wittekindsburg, die Burg auf dem Reineberg und die Babilonie. Alle Verteidigungsanlagen im Wiehengebirge liegen entlang der ältesten Ost-West-Verbindung im Altkreis, der Bundesstraße 65. Dr. Wiegel erläuterte, dass sämtliche kriegerischen Überfälle von der Römerzeit bis zur Besetzung durch die Briten im Zweiten Weltkrieg über diese Route erfolgt seien. Die Ost-West-Ausrichtung wiederholt sich bei den meisten der alten Postwege seit dem 17. Jahrhundert. Sie ziehen sich entlang der überschwemmungsfreien Geestrücken
An Knotenpunkten der Postwege dienten kleine Burgen den Bischöfen von Minden als Absicherung ihres Territoriums gegenüber dem Bistum Osnabrück und den Edelherren von Diepholz. Eine alte Flurkarte aus dem Urkataster von 1827 hatte ihm den Hinweis auf die Steller Burg geliefert. Aber entscheidende Beweise lieferten Luftaufnahmen. Mit deren Hilfe ließ sich auch eine weitere Burg in Stemwede orten. Geometrische Anomalien, bei denen der Fachmann von mittelalterlichen Motten spricht, sind auf den Landstrichen eindeutig zu erkennen. Um welchen Standort auf Stemweder Gebiet es sich handelt, wollte Dr. Wiegel noch nicht preisgeben, aber er versicherte, dass dort für das nächste Jahr eine geomagnetische Prospektion geplant sei.
Viele seiner vorläufigen Ergebnisse müssten durch wissenschaftliche Fakten untermauert werden, endete Dr. Wiegel »Für unsere Region sehe ich auch eine große touristische Chance neben den Mühlen.« Dazu ermunterte der Vereinsvorsitzende Werner Thielemann ausdrücklich: »Visionen darf man haben, trotz der derzeit begrenzten finanziellen Möglichkeiten.« Er dankte Dr. Wiegel für seine Ausführungen mit den Wünschen »Ich hoffe, Sie werden Ihre ÝBurgenstraßeÜ eines Tages verwirklichen können.«
Museumshofleiterin Magdalene Kottenbrink regte eine Bodenuntersuchung der Burgruine an: »Immer gehen Bäume aufgrund hoher Bodenfeuchtigkeit ein. Für uns wäre es ein Vorteil den Verlauf des Burggrabens zu kennen.«

Artikel vom 27.11.2006