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»Zwei große Schritte zurück«

Grundschüler lernen sicheres Bus fahren - Beim Einsteigen nicht drängeln

Schloß Holte-Stukenbrock (bs). »Ihr müsst Euch hinsetzen und gut festhalten.« Anja Stern, Mitarbeiterin des Busunternehmens Wittler & Voßhans, erklärt den Grundschülern, wie sie sich richtig im Schulbus verhalten müssen. Diese Busschule findet in Schloß Holte-Stukenbrock erstmals für Grundschüler statt.

Anschauliche Erlebnisse vertiefen das Gehörte, deshalb führt Busfahrerin Anke Voßhans auf dem Parkplatz am Hallenbad eine Gefahrenbremsung durch. Der Wasserkanister, der dabei extra ungesichert hinten im Bus stand, rutscht fast bis zur Fahrerin vor. Und dabei war der Bus nur 20 Stundenkilometer schnell unterwegs. »Ihr würdest nicht so weit rutschen, weil ihr anstoßt, aber hinfallen und euch verletzen«, so Anja Stern. »Bei 50 Stundenkilometern ist das Risiko noch größer.« Diese Worte wirken.
Zuvor hatten die Mädchen und Jungen der Klasse der Grundschule Stukenbrock gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Sabine Conrady gesehen, wie wichtig es ist, an der Bushaltestelle genügend Abstand von der Bushaltestelle zu halten, damit die Ecke des Schulbusses bei An- und Abfahrt kein Kind erfassen kann. An einigen Haltestellen in Schloß Holte-Stukenbrock gibt es deshalb extra weiße Linien hinter die man sich stellen muss, betont Bezirksdienstbeamter Peter Grüne. Und Anja Stern ergänzt: »Es gilt: zwei große Schritte zurück von der Kante.« Und beim Einsteigen dürfe nicht gedrängelt werden, schubsen ist gefährlich, schärft sie den Kindern mehrmals ein. Wer im Bus keinen Sitzplatz finde, solle seitlich zur Fahrtrichtung stehen und sich gut festhalten.
Die »Busschule« vermittelt bereits seit mehr als vier Jahren theoretisches und praktisches Wissen zum richtigen Verhalten im Straßenverkehr. Es ist ein Projekt des Landes NRW und der BVO (Busverkehr Ostwestfalen). Die Firma Wittler & Voßhans hatte sich zur Umsetzung bereit erklärt. Zielgruppe waren bisher immer Schüler der fünften Klassen. So kamen die Realschüler in Schloß Holte-Stukenbrock und die Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten in Verl in den Genuss dieses Unterrichts. Wegen der Änderungen des Schülerverkehrs für die Grundschule Stukenbrock, kam der Wunsch auch bei Eltern auf, so etwas anzubieten. Da passte es ganz gut, dass Busfahrerin Anke Voßhans Elternpflegschaftsvorsitzende an dieser Grundschule ist.
Insgesamt zehn Klassen der Grundschule Stukenbrock wurden in dieser Woche geschult. Wittler & Voßhans stellt dafür den Bus und die beiden Mitarbeiterinnen kostenfrei zur Verfügung. »Wir sind offen für Anfragen. Allen weiterführenden Schulen der Stadt haben wir damals die Busschule angeboten. Natürlich entstehen uns Kosten, doch das ist uns die Sicherheit der Kinder wert. Nach gut vier Jahren stellen wir fest, dass ein gewisses Umdenken in den Köpfen der Kinder stattgefunden hat«, sagt Geschäftsführer Fritz Wittler. Wenn beispielsweise der Vandalismus in den Bussen abnehme, mache sich die Busschule langfristig bezahlt.

Artikel vom 25.11.2006