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Saitenspiel mit
vielen Facetten

15. Auflage des Gitarrenfestivals

Von Andrea Auffenberg
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Am Wochenende wurde in der Kulturwerkstatt zum mittlerweile 15. Mal das Internationale Paderborner Gitarrenfestival veranstaltet. Die Erwartungen waren hoch.

Neu bei der diesjährigen Biennale war ein Workshop für moderne Rockgitarre mit Peter Fischer, am Sonntag wurde das innerhalb des bewährten Workshops für Gitarrenensemble mit Frank Gerstmeier einstudierte Auftragswerk »Pietá« des englischen Komponisten und Gitarristen Gerald Garcia im Audienzsaal Schloß Neuhaus vorgestellt.
Nach einem furiosen Startschuss am Freitagabend mit Dave Goodman und dem Joscho Stephan Trio kamen am Samstag Fingerstyle-Klänge zu Gehör. Liebling des Abends war zunächst einmal Klaus Renzel, der als witziger Moderator durch das Programm führte. Ausgestattet mit unterschiedlich großen Saiteninstrumenten und allerlei Requisiten bewies der schlagfertige Mime fingerfertige Gitarrenvirtuosität gepaart mit erfrischender Spontaneität. Für »Esther«, einer Dame aus dem Publikum, beschritt er über das Stück »Für Elise« den kosmopolitisch-musikalischen Grat, bewies flink und gleichzeitig famos sein Können und leitete munter und geräuschvoll zu den nächsten Künstlern über.
Einer davon war Karim Baggili, Sohn jordanischer und jugoslawischer Eltern, in Belgien geboren. Logisch, dass hier multikulturelle Experimente im Vordergrund standen, hatte der Künstler zudem noch einen Flötisten, eine hervorragende Cellistin sowie einen Percussionisten und stellenweise eine Sängerin zur Seite. Heraus kam eine zugkräftige Mischung aus arabischen, lateinamerikanischen und klassischen Elementen.
Besonders die gesungenen mexikanischen und rhythmisch bestimmten Stücke vermochten da durch sein virtuoses und einfühlsames Saitenspiel zu überzeugen. Ansonsten verstrickte sich Baggili oft in kompliziert ausholenden Stimmungsbildern, die jedoch immer wieder aktive Lebendigkeit durch die exzellent agierende Cellistin und den Percussionisten erfuhren. Deren Namen werden wohl im Verborgenen bleiben, konnte man Baggili bei seinen zaghaften Ansagen leider kaum verstehen. Das Publikum dankte nach zwei Stunden mit lang anhaltendem Applaus.
Der Österreicher Peter Mayer, derzeit Student in Dresden, präsentierte sich nach der Pause als experimenteller Gitarrenpoet, der gern auch schon mal ungewöhnliche Facetten wählte. Wenngleich selbstbewusst auftretend, schien er noch auf der Suche nach einer festen musikalischen Identität zu sein, vieles wirkte noch nicht ausgereift. Dennoch zeugten seine selbst komponierten Stücke von Einfallsreichtum gepaart mit Fingerfertigkeit und Ausdruckskraft.
Insgesamt gelang ein runder Abend, wenngleich besonders der erste Teil arg in die Länge gezogen wirkte.

Artikel vom 27.11.2006