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Mozart diente den Inflammati

Satirische Revue zu Opernmelodien

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Mozart hieß eigentlich Wenzel Alfons Müller, aber da sich mit diesem Namen keine Karriere machen lässt, wurde daraus Wolfgang Amadeus. Das behaupten zumindest Gero Friedrich und Uli Lettermann in einem kurzweiligen Nachhilfe-Programm.

»Die Wahrheit über WAM« fand Studienrat Friedrich - außerhalb von Künstlerbühnen kennt man ihn unter dem Namen Professor Gerhard Ortner - im Röchelverzeichnis des Musikagenten Randolph Röchel von Röchelsheim, der WAM zum Star machte. Den eigentlichen Nutzen aus dieser Geschäftsverbindung zogen jedoch die Inflammati, ein Wiener Geheimbund, der den »IM Sauschwanz« zur WAM-Beobachtung abstellte. Wolferl-Wenzel sollte fleißig Noten kritzeln, und was dabei raus kam, das präsentierte das Duo Friedrich-Lettermann auf ebenso geistreiche wie höchst vergnügliche Weise.
Verschmitzte Verse verpackten sie in bekannte Opernmelodien, wobei Goethes »Erlkönig« an den Vogelfänger aus der »Zauberflöte« erinnerte und Friedrich eine aktuelle Textfassung wählte. Sie endet mit der Feststellung ». . . erreicht den Hof in wilder Hast und hat die Sportschau doch verpasst«. Sein Publikum überraschte der Texter und Sprecher mit sonorem Bass, wobei er unbekümmert selbst in die Klangtiefen, die die Partituren der Opernfiguren Sarastro oder Osmin auszeichnen, hinab kletterte. Professor Lettermann begleitete ebenso gut gelaunt an den Tasten oder am Saxophon, wobei er sich aus dem reichen Fundus Mozartscher Melodien bediente.
Die Zuhörer im Audienzsaal der Residenz Schloß Neuhaus amüsierten sich über WAMs Liebesgeschichten, wobei »das Bäsle« eine delikate Sonderrolle einnahm, sie erlebten WAMs Wut auf das bischöfliche Salzburg, das nach seiner Flucht ins kaiserliche Wien mit Inflammati-Hilfe in Flammen aufging, und hörten ein süßes Liebeslied an Constanze, der einzigen Konstante in WAMs Leben. Jeder Vortrag des neunzigminüten Programms war intelligent und witzig zugleich konstruiert und gewann an Esprit durch Friedrichs Miniatur-Inszenierungen, bisweilen mit Unterstützung von Flöte und Triangel. Lettermann blieb im Hintergrund, wenngleich er tonangebend eine tragende Rolle spielte.
Wiederholt wird »Die Wahrheit über WAM« am 7. Dezember um 19.30 Uhr im Audienzsaal.

Artikel vom 25.11.2006