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Gewachsen auch
in harten Zeiten

Hilde Moritz wird heute 70 Jahre alt

Werther (SKü). Sie ist vielfache Mutter und Großmutter, Pfarrersfrau, Laienpredigerin und zudem ein immer noch höchst agiler und belieber Teil der ehrenamtlichen Gemeindearbeit in Werther und Spenge-Wallenbrück. Heute, Samstag, wird Hilde Moritz 70 Jahre alt.

Über das Leben von Hilde Moritz könnte leicht ein Buch geschrieben werden, so reich ist es an besonderen Erfahrungen, glücklichen, aber auch sehr schmerzlichen Erfahrungen. Ihr Vater starb früh, und so wuchs sie als Einzelkind bei Mutter und Großeltern in Mönchengladbach auf. Sie war das erste Mädchen im Ort, das von der Realschule aufs Gymnasium wechselte, studierte nach dem Abitur auf Lehramt an Volksschulen. An der pädagogischen Hochschule in Wuppertal lernte sie ihren späteren Mann, Pastor Walter Moritz, kennen. »Ich war leidenschaftlich gern Lehrerin«, erinnert sie sich gern an die Jahre an einer Volksschule im Kreis Grevenbroich. Und sie wäre sicher Lehrerin geblieben, wenn sie nicht noch lieber ihrem Walter zu dessen Missionsarbeit in Afrika gefolgt wäre.
1962 brach sie als junge Frau in eine ihr völlig unbekannte Welt auf, und der lange Abschied von der Heimat und der Mutter fiel ihr durchaus nicht leicht. Von dem »idyllischen Paradies«, das sie dann in einer abgelegenen Bergsiedlung in Südafrika vorfand, schwärmt sie noch heute. Dort fand eine Woche nach ihrer Ankunft die Hochzeit statt. Drei Jahre blieb das Ehepaar in Südafrika. Dann ging es zu einer neuen Missionsaufgabe in Südwestafrika (heute Namibia), wo in den kommenden sieben Jahren die Familie weiter auf fünf eigene Kinder anwuchs, Jahre später kam noch ein Pflegekind hinzu. Der Kontrast war gewaltig. »Wir kamen von einem Paradies an den Rand einer Wüste, immer wieder tobten Sandstürme«, erinnert sich Hilde Moritz. In Südwestafrika lernte sie die strengen Regeln der Apartheid kennen. Für die Leitung eines Chores mit Farbigen brauchte die musikbegeisterte Geigenspielerin und Solosängerin Hilde Moritz eine Genehmigung.
1972 kehrte die große Familie nach Deutschland zurück, die Kinder sollten hier zur Schule gehen. Walter Moritz übernahm bis 1991 die Gemeinde in Wallenbrück. Das damals von Hilde Moritz begonnene Gemeindeengagement trägt dabei bis heute. Das gilt zum Beispiel für den von ihr ins Leben gerufenen Abendkreis oder die Theatergruppe »Spieltrieb«. Die Wallenbrücker Zeit ist aber auch mit schmerzlichen Erfahrungen verbunden, dem Tod ihrer Töchter Mechthild (damals 15) in 1982 und Annette (damals 24) in 1989. »Ich wüsste nicht, wie es danach hätte weitergehen sollen, wenn ich nicht glauben würde«, erinnert sich Hilde Moritz auch daran, wie die Familie in schwerer Zeit von der Gemeinde getragen wurde. Tiefsten Eindruck hat hinterlassen, wie die Töchter mit ihren Krebserkrankungen umgegangen sind. »Wir alle sind durch diese harte Zeit gewachsen. Und ich kann andere Menschen in Not heute besser verstehen«, sagt Hilde Moritz, die in Werther unter anderem im gemeindlichen Besuchsdienst aktiv ist und den Seniorenclub leitet. In Werther haben die Moritz' ein Haus.
Der runde Geburtstag wird heute im »Bergfrieden« gefeiert. Statt Geschenken wünscht sich Hilde Moritz Spenden für Straßenkinderprojekte in Namibia. Dorthin fliegt Hilde Moritz wieder im Dezember, wo sie Weihnachten mit Tochter Birgit und deren drei Kindern verbringen wird.

Artikel vom 25.11.2006