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Aus Briefen an die Redaktion


Diskussionswürdig: Gedenken an Volkstrauertag
Zu den beiden Gedenkveranstaltungen am Volkstrauertag erreichten die Redaktion erneut zwei Leserbriefe. Leser Jürgen Stock empfiehlt, sich nicht nur auf die Trauerfeier in der Altstadt zu konzentrieren. Dr. Hans Lehmann nimmt in seiner Stellungnahme Bezug auf einen Leserbrief vom Mittwoch, 22. November. Er sieht den Volkstrauertag als eine Gedenkveranstaltung für alle Opfer.

Den zweiten Weltkrieg habe ich als Junge miterlebt. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, am Volkstrauertag teilzunehmen. In diesem Zusammenhang war ich bei der Traditionsveranstaltung dabei. Die Ansprache war sehr gehaltvoll. Mein Bruder ist im Krieg gefallen. Ich weiß also, wovon ich schreibe. Beim Lied des toten Kameraden standen mir die Tränen in den Augen. Es war eine würdevolle Veranstaltung. Ich bedanke mich bei den Organisatoren.
Mögen andere Bürger zu anderen Gelegenheiten ihrer Toten - zum Beispiel KZ-Opfer, Hiroshima-Tote, Vertriebene, Stalinismus-Geschädigte - gedenken. Dass nun die Kirche die Spaltung des Volkstrauertages macht, betrübt mich sehr. Nun hat sich gezeigt, dass die Teilnahme am Vormittag vorrangiger war als die Kirchenfeier mit Schülern und Bürgermeister.
Auch waren mehr Stadtvertreter am Mahnmal als bei der Kirche und beim Bürgermeister am Nachmittag. Ich empfehle dem Bürgermeister, sich nicht auf die Trauerfeier der Altstadt zu konzentrieren. Der Kirche möge der Totensonntag genügen und unseren jüdischen Mitbürgern der internationale Holocaust-Gedenktag im Januar.
JÜRGEN STOCK
32547 Bad Oeynhausen

Es geht dabei um alle Opfer

Der Volkstrauertag ist ein Gedenktag für das ganze deutsche Volk, an dem es aller Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft ohne Unterschied von Rasse und Religionszugehörigkeit gedenkt. Von daher gehört das Totengedenken nicht an den Gedenkbrunnen, sondern an das Mahnmal (nicht »Roland«) südlich der Kirche. Um es noch einmal zu sagen: Es geht um alle Opfer! Den Schützen rechte Tendenzen zu unterstellen, ist nicht angebracht.
Man sollte vielleicht einmal überlegen, ob unser Stadtoberhaupt gut beraten war, zu versuchen, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Roten Kreuz die Teilnahme an der Veranstaltungen der Vereine zu untersagen. Zur Tradition möchte ich sagen, dass man diesen Begriff nicht so zynisch interpretieren sollte.
Machen wir doch endlich Frieden mit unserer Geschichte und laufen nicht immer im Büßergewand mit gesenktem Haupt durch die Welt. Die deutsche Geschichte besteht nicht nur aus zwölf Jahren Nationalsozialismus.
DR. HANS LEHMANN
32545 Bad Oeynhausen

Artikel vom 25.11.2006