25.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Rüdiger Kache

Paderborner
Perspektiven

Piep, piep, piep. . .


Piep, piep, piep - wir ham' uns wieder lieb: So schön kann es sein, wenn nach monatelangen Tritten in die Kniekehlen der Schmerz wieder nachlässt. Und wenn dann erst die blauen Flecken vom vielen gegenseitigen Schulterklopfen wieder abgeheilt sind, dürfen wir staunenden Zaungäste wohl exzellente Ergebnisse beim Stadionbau erwarten. Dieses Jahrhundertwerk darf und wird die CDU mit der Stadiongesellschaft übrigens ganz allein durchziehen. Denn alle anderen Ratsfraktionen, so die Interpretation der Christdemokraten, hätten sich durch ihre Verweigerung schließlich aus dem Arena-Projekt selber verabschiedet.
Lust oder Frust mit dem Stadion? Der CDU-Stadtverband wollte die Nagelprobe machen und forderte seine Mitglieder auf, ein Stimmungsbild abzugeben. 300 Menschen im Saal (fast soviel wie beim jüngsten Kreisparteitag) - fast alle CDU-Mitglieder und zumeist auch dem Paderborner Fußball verbunden oder doch wenigstens um die Finanzen der Stadt besorgt. Doch bis auf ein paar Wortmeldungen gab«s offenbar keinen weiteren Klärungsbedarf. Dafür markige Worte, die von einer starken Paderborner CDU mit Richtlinienkompetenz künden, wenn es denn schon in der Berliner Großkoalition nicht so richtig läuft.
Allein die Art und Weise, wie diese Richtlinienkompetenz öffentlich zelebriert wurde, nachdem aber wirklich alles schief gelaufen ist mit den Paderborner Großprojekten in den vergangenen Jahren, versetzte selbst gestandene CDU-Mitglieder in Erstaunen, manche sogar in Euphorie. Moderator (besser: Mediator) Friedhelm Koch, Chef der starken CDU-Mittelstandsvereinigung, ist ein besonnener und kluger Kopf, der es versteht, Stimmungen aufzunehmen und geschickt auch in eine andere Richtung zu drehen.
Damit hat er den oft zu Unrecht gescholtenen Bürgermeister, den er als Findungs-Kommissionsmitglied schließlich einst selbst ausgesucht hat, wieder einmal (wir erinnern uns an Kochs Einsatz nach dem Minipreis-Investitions-Rückzug aus Elsen) aus dem Feuer genommen und ihn so ganz nebenbei sogar zum Stadtentwicklungs-Visionär und eigentlichen Motor aller positiven Entwicklungen seit 1999 in Paderborn befördert. Fazit: Partei wieder auf Linie, viel öffentlichen und internen Druck von Bürgermeister Heinz Paus genommen und berechtigte Hoffnungen geweckt, dass es im Schulterschluss der Großen denn wohl auch klappen wird mit dem Stadion zu steuerzahler-verträglichen Kosten.
Immer, wenn es besonders ernst wurde in Paderborn, war es die Mittelstandsvereinigung, die mit ordnender Hand eingriff und Wege ebnete, die schon völlig versandet schienen. Wer mit wohl gesetzten Worten auf dem Klavier der Emotionen so virtuos spielen und Dinge dennoch schnörkellos auf den Punkt bringen kann wie Friedhelm Koch und dabei Mandatsträgern fast schon Statistenrollen zuweist, der sollte von seiner Partei umworben werden, sich um ein Spitzenmandat in der Kommunalpolitik zu bewerben statt nur aus dem Mittelstands-Hintergrund die richtigen Fäden zu ziehen und die Personalpolitik in Stadt und Kreis aktiv mitzugestalten. Aus solchem Holze werden Stadtoberhäupter oder gar Fußballpräsidenten geschnitzt.
Man solle ohne Häme nach vorne sehen, anpacken, Lösungen präsentieren, so der in der »Nachtigall« zu hörende Ruf der Basis. Man möchte Harmonie statt Dauerstress, endlich wieder eine klare politische Furche pflügen und raus aus dem ewigen Stadion-Kammerspiele-Stadthaus-Mehrzweckhallen-Hickhack. Stadtverbandsvorsitzender Daniel Sieveke hat mit seinem mutigen Brief an die Mitglieder die Voraussetzung für einen Neuanfang und ein wohl am Ende abgespecktes, aber realisierbares Stadion geschaffen, und Friedhelm Koch hat die Kuh vom Eis gezogen. Ein gutes Gespann!

Artikel vom 25.11.2006