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Requiem mit Belcanto-Arien

Musikverein: ergreifendes Konzert

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Depression und Düsterheit müssen nicht zwingend das Resultat des Todes sein. Schon gar nicht, wenn ein italienischer Opernkomponist anlässlich des Dahinscheidens eines lieb gewonnenen Kollegen seiner Feder ein Requiem entspringen lässt.

Bei diesem italienischen Komponisten handelt es sich um Gaetano Donizetti, eher bekannt als Dramatiker und Schöpfer zahlreicher Opernwerke. Dessen »Messa di Reqiuem«, gelungen aufgeführt unter Mitwirkung des Städtischen Musikvereins Paderborn, des Musikvereins Oelde, der Capella Loburgensis Ostbevern sowie der Nordwestdeutschen Philharmonie, ist ein weniger bekanntes Werk, und dürfte die Besucher der ordentlich gefüllten Paderhalle um so mehr berührt haben. Der Musikalische Leiter Matthias Hellmons wählte als sich hervorragend entsprechende Ergänzung Mozarts »Messe Solennes de Confessore« aus, der sich Sänger und Musiker zuallererst widmeten.
Gleich zu Beginn der Vesper, bestehend aus fünf Psalmvertonungen samt anschließendem »Magnificat«, stellte sich beim strahlenden und homophonen C-Dur Tutti-Auftakt des »Dixit« heraus: sowohl Orchester als auch Chor sind hellwach und gut vorbereitet. Die polyphonen Fugati-Einsätze, etwa der Auftakt des A-Teils im »Confitebor«, meisterte der Chor ordentlich, wobei den Sopran- und Altstimmen ein besonderes Lob gebührt. Deklamation und Artikulation des Textes fanden sich wieder im zumeist klanglich ausgewogenen Ganzen aus Gesang und Orchester, das insgesamt sauber und kultiviert musizierte. Sämtliche dynamische Abstufungen hob man deutlich hervor.
Auch die Solisten Jutta Potthoff (Sopran), Susanne Elle Grobholz (Alt), Bohyeon Mun (Tenor), Cho Bae Keun (Bariton) und der wunderbare, einfühlsam singende Bass Jae Won Yang reüssierten ihre Soli vollkommen. Besonders gefiel der zarte und sonnenklare Sopran Jutta Potthoffs im intimen »Laudate Dominum«.
Im zweiten Teil des Chorkonzertes folgte Donizettis »Messa di Requiem«, die oft opernhafte Züge annahm, der Zuhörer wähnte sich beispielsweise im Larghetto des »Judex ergo« bisweilen in einer italienischen Belcanto-Arie oder im »Offertorio« mit seinem wiegenden 6/8-Takt in einer tanzähnlichen Passage. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten intonierte der Chor auch im Requiem die Fugati-Einsätze zunehmend sicherer, der homophone Fortissimo-Auftakt des Kyrie hielt, was er versprach, und im sich anschließenden Vivace-Teil meisterten vor allem die Damen des Chores die rasend schnell aufeinander folgenden fugenartigen Einsätze zum Wohlgefallen des Publikums.
Es war insgesamt ein bereicherndes und zu keiner Zeit langatmiges Konzerterlebnis.

Artikel vom 24.11.2006