24.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schule anders - und erfolgreich

Lenzinghausen nimmt als eine von drei Grundschulen im Kreis an Pilotprojekt teil

Von Kerstin Sewöster
Lenzinghausen (SN). »Ich finde immer gut, wenn Anregungen von außen 'reinkommen. Das kann Schule nur bereichern«, zieht Rektor Karl Rudolf Hankel eine erste Bilanz. Seine Grundschule in Lenzinghausen ist eine von drei Pilotschulen im Kreis, die am Kulturprojekt »Wort- und Klanggebilde« teilnehmen.

Für die Erstklässler in Lenzinghausen heißt das, dass sie alle zwei Wochen Besuch von den beiden Künstlern Tanja Brockmann und Johannes Gerhards bekommen und Unterricht ganz anders erleben. In Zusammenarbeit mit den Lehrern wurde im Vorfeld das Motto Wald festgelegt. Eine ausgiebige Walderkundung haben die Mädchen und Jungen aus der 1a und der 1b bereits hinter sich. Ihre Eindrücke haben sie zu Papier gebracht, und zwar großformatig. Aus Mitbringseln wie Eicheln und Nadeln sollen Rasseln hergestellt werden. Zuvor haben die Kinder ausgiebig ausprobiert, wieviel Rhythmus sie mit ihrem eigenen Körper vorgeben können.
Gestern wurden die Rasseln mit Pappmachee in Form gebracht. Die Klassen teilen sich an diesem kreativen Vormittag. Während die Einen mit Tapetenkleister hantieren, musizieren die Anderen den »Dreizack«-Song mit Hilfe ihrer Stimme und ihres Körpers. »Dreizack« haben die Kinder ihren »Stammbaum« genannt, den sie sich selbst im Wald ausgewählt haben. Die dreistämmige Buche wird sie während des ganzen Projektes und somit während der Jahreszeiten begleiten.
Das Projekt läuft zunächst bis Ende des Schuljahres und soll auch drei weitere Schuljahre angeboten werden - und unterscheidet sich damit deutlich von bislang üblichen Projektwochen, die schulintern veranstaltet werden. Die Zusammenarbeit mit den Lehrern ist intensiver, eine engere Verzahnung und somit unterrichtsübergreifende Vertiefung der Themen ist möglich. Und so begleitet die Erstklässler aus Lenzinghausen das Thema Wald auch im Sachkundeunterricht und auch im Deutschunterricht stoßen sie auf Gedichtzeilen zum Thema.
Für die Initiatoren vom Regionalen Bildungsbüro im Kreis Herford ist »Wort- und Klanggebilde« schon jetzt ein Erfolg. »Wir arbeiten seit langem daran, das Lernen zu verändern«, erklärt Gerhard Engelking, Leiter des Regionalen Bildungsbüros. Heute bestreite niemand mehr die Zusammenhänge von Musik und Mathematik. Es gehe in »Wort- und Klangbilder« darum, so Engelking, enorme Lernerfolge aus der Korrespondenz von der fachlichen Lerninhalte mit dem Kunstprojekt zu erzielen. Schlüsselqualifikationen wie Sprachförderung, Bildkompetenz und musikalische Früherziehung werden besonders berücksichtigt.
In der zentralen Steuerung von Lernen sieht Engelking dagegen die Gefahr, Schule auf drei Fächer zu reduzieren. Kinder wachsen in einem veränderten medialen Umfeld auf, erklärt Engelking, warum sich auch Lehren und Lernen verändern muss.
Noch ist das Projekt »Wort- und Klangbilder« ein Pilotprojekt. Außer der Grundschule in Lenzinghausen nehmen noch die Grundschulen in Stift Quernheim (Kirchlengern) und in Mennighüffen West (Löhne) teil. Diese drei Schulen zeichne aus, dass sie besonders innovationsbereit seien, erklärte Engelking. Voll des Lobes war er für die Grundschule in Lenzinghausen - »eine der Top Schulen im Kreis«. Hier sei eine eigene pädagogische Lernpraxis entwickelt worden. Selbstverständlich könnten die jungen Lenzinghauser zum Beispiel mit Gruppenarbeit umgehen.
Noch befindet sich das Projekt »Wort- und Klanggebilde« in der Pilotphase, sind die Erstklässler aus Lenzinghausen, Stift Quernheim und Mennighüffen »kleine Labormäuse«. Bislang gebe es jedoch viel positive Rückmeldung - seitens des Kollegiums und seitens der Eltern, denn die seien sensibel für die Förderung ihrer Kinder. Die Kinder in Lenzinghausen werden auf jeden Fall profitieren - und können verfolgen, wie ihr »Dreizack« im nächsten Frühjahr neue Blätter treibt.

Artikel vom 24.11.2006