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Begleitung im Leben und Sterben

15 Jahre Hospiz und Palliativmedizin im Städtischen Klinikum Gütersloh

Gütersloh (gpr). Alles begann mit einem kleinen Kreis von Menschen, die sich im Wartezimmer der onkologischen Ambulanz des Städtischen Klinikums trafen. Dort sprachen Ärzte, Krankenschwestern, eine Seelsorgerin und eine Sozialarbeiterin über den Umgang mit sterbenden Patienten und deren Angehörigen. Aus diesen Treffen entwickelte sich mit der Zeit der Gütersloher Hospizverein.

Sein Symbol sind die Hände, die ineinander verschlungen ein Herz bilden. Unter den sieben Gründungsmitgliedern waren Professor Dr. Claus Gropp, heute erster Vorsitzender des Vereins, und Dr. Herbert Kaiser, Oberarzt der Palliativstation. »Vereinsziel war es von Anfang an, eine Palliativsta-tion im Klinikum einzurichten«, sagt Gropp.
Das Projekt glückte, die Station gibt es in diesem Jahr seit zehn, den Verein seit 15 Jahren. 130 Mitglieder hat der Verein inzwischen. Davon 30 ehrenamtliche Helfer. Und es könnten noch viel mehr sein. »Hospizarbeit ist nicht nur Sterbebegleitung«, sagt Anke Glaser von der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Die Ehrenamtlichen würden da helfen, wo sie es können. Dazu gehört auch Waffeln backen, Büroarbeit übernehmen oder die Rezeption der Station dekorieren.
Wie wichtig der Hospizverein ist, betont Elisabeth Schultheis-Kaiser, die Koordinatorin des Vereins: »Sterben und Tod sind mehr denn je ein Tabu in unserer Gesellschaft. Von den Menschen wird heute erwartet, dass sie nach spätestens sechs Wochen fertig getrauert haben.«
Der Hospizverein begleitet nicht nur Patienten und ihre Angehörigen, sondern bietet auch Kurse an, in denen ehrenamtliche Helfer, Angehörige oder die Krankenhausmitarbeiter für ihre Aufgaben geschult werden. Diese betreuen dann unter Umständen auch einen der Patienten der Palliativstation. Acht Betten gibt es hier, was bedeutet, dass dort nur die Patienten liegen, denen es am schlechtesten geht. Doch auf der Station herrscht nicht nur bedrückte Stimmung. Es wird gelacht, über Alltägliches geredet und einmal in der Woche zieht der Duft von frischen Waffeln über den Flur.
Mit drei Veranstaltungen macht der Hospizverein noch in diesem Jahr auf sich aufmerksam. Am Freitag, 1. Dezember, wird um 17 Uhr ein Lichterfest vor der Apostelkirche gefeiert. Dort werden gemeinsam Lichterketten an einem Tannenbaum angezündet. Eine Tradition der englischen Hospize. Ein Licht kann die Erinnerung an einen verstorbenen Menschen bedeuten oder auch einfach Dank ausdrücken. Als Symbol für ein Licht verkauft der Hospizverein Karten mit einer aufgedruckten Kerze.
Zum Geburtstag des Vereins ist im Foyer des Städtischen Klinikums vom 6. bis 12. Dezember die Ausstellung »Leben im Sterben. Ich begleite dich« zu sehen. Ausstellungseröffnung ist am Mittwoch, 6. Dezember, um 15 Uhr. Während der Ausstellungsdauer sind jeden Tag zwischen 15 und 17 Uhr Mitarbeiter der Vereins vor Ort. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Treff um 8« wird am Montag, 11. Dezember, um 20 Uhr Dr. Georg Schwikart aus seinem Buch »Bruder Tod« referieren.

Artikel vom 24.11.2006