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Block: »So lässt sich eine
Gesamtschule nicht führen«

Schulleiter gegen Senkung der Entlastungsstunden

Von Katrin Niehaus
Hüllhorst/Lübbecke (WB). Diethart Block, Leiter der Gesamtschule Hüllhorst, schlägt Alarm. Er sieht die Qualitätsmaßstäbe, die die Schule sich in 20 Jahren aufgebaut habe, durch die Pläne der Landesregierung bedroht. Die Zeichen deuteten daraufhin, so Block, dass die Gesamtschule als Schulform abgeschafft werden solle.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat vor, ab Sommer 2007 die Anzahl der so genannten Entlastungsstunden zu senken und an die der Gymnasien anzugleichen. »Die Gesamtschulen hatten bisher 0,25 Wochenstunden mehr je Lehrerstelle. Jetzt soll die Gesamtzahl bei uns in Hüllhorst von 53 auf 35 Stunden sinken«, erklärte Diethart Block am Mittwochabend im Hüllhorster Schulausschuss.
Diese »unterrichtsfreien« Lehrerstunden stehen unter anderem für Verwaltungsaufgaben der Schulleitung, aber auch für die Integration der unterschiedlich befähigten Schüler zur Verfügung. Diethart Block: »Wir unterrichten Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten, sollen jetzt aber nur noch Entlastungsstunden auf Gymnasiumsniveau bekommen.« Einer Hauptschule mit beispielsweise 480 Schülern stünden laut Regierungsplänen künftig 31 Entlastungsstunden zu. Die Hüllhorster Gesamtschule mit ihren 1205 Schülern - rund Dreiviertel kommen aus Hüllhorst und ein Viertel aus dem benachbarten Lübbecke - müsse sich ab Sommer mit knapp 35 Stunden begnügen.
»So lässt sich aus meiner Sicht eine Gesamtschule nicht führen. Integration, individuelle Förderung und Kooperation mit der Elternschaft jenseits des traditionellen dreigliedrigen Systems beruhen auf intensiver Betreuung und nicht auf Selektion«, so der Schulleiter. Der Vorfall in Emsdetten habe wieder einmal gezeigt, dass es wichtig sei, flexibel auf besondere Situationen einzugehen. Diese Möglichkeiten würden mit der Senkung der Entlastungsstunden zurückgeschraubt.
Auch wenn im Einzugsgebiet der Gesamtschule Hüllhorst die Sozialstrukturen der Familien noch halbwegs in Ordnung seien, hätte die Schule immer weniger Kapazitäten, um die Schüler nach ihren Leistungsniveaus zu fördern. Der Schulleiter: »Alle wissenschaftlichen Untersuchungen widersprechen einer solchen Konzeption. Meines Erachtens wird die Funktionsfähigkeit eines bewährten Systems durch politischen Willen ausgelöscht. Ich sehe für die Zukunft unserer Schule schwarz und gelb. Sie wird zur Profillosigkeit verfremdet.«

Artikel vom 24.11.2006