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Puppen aus eigener Hand

Käthe-Kruse-Ausstellung wird Sonntag im Stadtmuseum eröffnet

Gütersloh (joz). Weihnachtlich intoniert fällt die neue Ausstellung »100 Jahre Käthe-Kruse-Puppe - Käthe Kruse und die Berliner Sezession« im Rahmen der Ausstellungsreihe »SpieleZeugen« aus. Am Sonntag, 26. November, um 11.30 Uhr wird im Stadtmuseum Gütersloh die sowohl künstlerische als auch entstehungsgeschichtliche Hintergrundinformationen beinhaltende Puppenausstellung feierlich eröffnet.

Die Einführung hält die Düsseldorfer Journalistin und Buchautorin Karin Schrey. Tatsächlich gaben nämlich nicht nur die von Dr. Rolf Westheider angedeutete Tatsache, dass »der Mensch sich gern ein Bild von sich selbst macht«, sondern vielmehr einerseits der innige Wunsch eines nachahmenden Kindes, »wie die Mama« und gar »wie die Mutter Maria« sein zu wollen, und andererseits die inspiriert kreative Einfühlsamkeit von Künstlern ins kleinkindliche Gemüt erst Anlass sowie Möglichkeit für die Entstehung der weltberühmt gewordenen Käthe-Kruse-Puppen. Die Kopfmodelle der ersten »Puppen aus eigener Hand« gingen nämlich nicht nur auf die ideelle Unterstützung der Berliner Bildhauer Max Kruse, Arthur Lewin-Funcke und Igor von Jakimow zurück, sondern auch auf deren reale und zum Teil ursprünglich gar nicht für Puppen vorgesehene, kindliche Porträts.
Dies wird nun durch Leihgaben originaler Kinderporträts des Vaters, Max Kruse, aus Firmenbesitz der Donauwörther Käthe Kruse Puppen GmbH, zwei Bronzeplastiken Igor von Jakimows, die seine beiden Jungen darstellen, sowie ein Aquarell desselben (Museumsleihgaben und Privatbesitz) und mehrere Gips-Werkstattabgüsse Lewin-Funckes aus seinem in Familienbesitz befindlichen Nachlass in schöner Weise deutlich. Dass ihr Großvater Lewin-Funcke, der Gründer einer Freien Kunstschule in Berlin, »Vorlagen für Kinder Porträts« - jenes zum Beispiel seines Neffen Heinz Barkowitz - »auf Anfrage von Kemmer & Reinhardt zur Verfügung gestellt« hätte, berichtete die in Detmold ansässige Enkelin Karin Weyert gestern der Presse.
Der oben schon erwähnte Wunsch, den die älteste Kruse-Tochter, Marie, kurz vor Weihnachten 1905 gegenüber ihrer mit der noch im Säuglingsalter befindlichen jüngeren Schwester, Sophie, in stillender Beziehung stehenden Mutter äußerte, teilte diese dem Vater, Bildhauer und Berliner Sezessionisten Max Kruse mit. Der fand die damals gefertigten Puppen zu wenig kindgerecht und forderte seine in der Künstlerkolonie auf dem Monte Verita in der Schweiz lebende Frau zu diesem Zeitpunkt auf: »Macht euch selber welche!« So kam es schließlich, dass Käthe Kruse aus behelfsmäßigen Handtüchern, Sand und Kartoffeln ihre ersten Puppen fabrizierte.
Eine Retrospektive quer durch alle Puppengenerationen vom Beginn vor 100 Jahren bis in die Gegenwart sowie Einblicke in deren Entstehungsgeschichte und die Krusefamilie werden neben einem im Museum bis zum Ende der Ausstellung am 14. Januar 2007 eingerichteten und von Christine Ahrens von der »Spielkiste« betreuten Käthe-Kruse-Puppen-Verkaufsshop vor allem Familien mit Kindern einladend erwarten.
Auch über das Veranstaltungsprogramm mit bestellbaren Führungen sowie dem großen Käthe-Kruse-Wochenende, »LernZeit - SpielZeit: Puppen basteln« sowie »Wir basteln eine Kartoffelpuppe«, »Silvester bei Käthe Kruse« oder »Wir warten aufs Christkind« und mehr, kann man sich im Stadtmuseum informieren. Es lohnt sich bestimmt.

Artikel vom 24.11.2006