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»Daddy ist endlich wieder da«

140 britische Soldaten sind vom Einsatz im Irak nach Gütersloh zurückgekehrt

Gütersloh (GG). »Gott hab Dank, sie sind unversehrt« - 140 britische Soldaten sind rechtzeitig zu Weihnachten aus dem Irak in ihre Heimat zurückgekehrt. Sieben Monate waren viele britische Soldaten des 1. Logistik Support Regiment (LSR) aus Gütersloh in der Region um die südirakischen Stadt Basra stationiert, um dort für den Nachschub an Verpflegung, Gerätschaften, Schmier- und Kraftstoff zu sorgen.

Am Mittwoch kehrten 140 der insgesamt 550 britischen Soldaten des 1. LSR, die alle bis Weihnachten wieder zu Hause sein werden, zurück. Die Zeit der Sehnsüchte und Ängste war damit für viele Familienangehörigen zu Ende. Einige Soldaten wurden von ihren Liebsten empfangen, andere freuten sich über das Wiedersehen mit den Kameraden, von denen einige bereits vor einigen Tagen aus dem Irak zurückgekehrt sind.
Unter Tränen fielen etliche Heimkehrer ihren Angehörigen in die Arme. Nicht enden wollende Küsse und Streicheleinheiten für die Kinder und immer wieder innige Umarmungen mit Ehefrauen bestimmten das Bild in den ersten Minuten, als die Rückkehrer den Bus verlassen hatten. »Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Ich danke Gott, dass du unversehrt zurückgekommen bist. Es war eine so harte Zeit für uns, ohne dich«, weinte eine junge FrauÊglücklich in den Armen ihres Mannes, der sie mit liebevollen Worten beruhigte.
Für einige Soldaten war es sogar die erste Begegnung mit ihrem Baby, das während der siebenmonatigen Abwesenheit von »Daddy« zur Welt gekommen war. Dank moderner Kommunikationstechnik hatten die meisten Soldaten aber regelmäßigen Kontakt zu ihren Familien. »Das war diesmal deutlich mehr als in der Vergangenheit, denn die Soldaten durften pro Woche bis zu einer halben Stunde kostenlos mit ihren Liebsten telefonieren - ein Service der britischen Regierung. Dazu konnten sie auch in jeder freien Minute mit ihren Familienangehörigen chatten, über Webcam sprechen und per Internet telefonieren. Zudem gab es ja auch noch den guten alten Postweg, bei dem die Briefe schnell ausgetauscht wurden, weil täglich Nachschubflüge raus gingen«, erklärte der Senior Information Officer Mike Whitehurst.
Trotz der guten Verbindungsmöglichkeiten waren die Situationen für die Soldaten und Soldatinnen, aber auch für deren Familien in Gütersloh, nicht einfach. Täglich neue Meldungen von Bombenanschlägen, Schießereien mit rebellierenden Gruppen, Bilder von verletzten und toten Soldaten im Internet und Foltervorwürfe gegen britische Soldaten belasteten die Gemütslage. »Solche negativen Vorwürfe kratzen an der Ehre von jedem professionellen Soldaten. Deswegen ist es auch wichtig, dass solche Sachen lückenlos aufgeklärt werden, denn viele Soldaten sehen das auch als persönliche Beleidigung an«, so Whitehurst.
Seit dem Einzug der Briten in den Irak sind bisher mehr als 120 von derzeit 7500 britischen im Irak stationierten Soldaten bei Angriffen und Attentaten getötet worden. »Die Gefahr gehört einfach bei so einem Einsatz dazu. Aber unsere Soldaten sind sehr gut vorbereitet worden, so dass sie mit dieser Gefahr umzugehen wissen. Dazu kommt, dass es nicht der erste Einsatz für diese Einheit war. Die meisten waren schon öfter im Irak, so dass sie auch schon eine Menge Erfahrung haben«, erklärte Mike Whitehurst.
Wenngleich die Planungen für das nächste Jahr vermutlich wieder einen Logistikeinsatz der Gütersloher Briten im Irak erfordern, so ist dieser Gedanke noch sehr weit weg, denn alle 550 Soldaten und Soldatinnen werden nun ihren Urlaub antreten und mit ihren Familien Weihnachten feiern.

Artikel vom 23.11.2006