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Kieselrot: Probleme haufenweise

Gutachten soll klären, ob Material vom Sportplatz Berglage dioxinbelastet ist

Rietberg (hewi). Es ist nicht gerade »rotes Gold«, was der TuS Viktoria Rietberg beim Umbau seines in die Jahre gekommenen Nebenplatzes am Sportplatz Berglage zu Tage gefördert hat. Die Entsorgung der in den 50er Jahren dort verbauten Kieselrot, das Jahrzehnte lang unter abdichten Schichten lag, bereitet Verein und Stadt Rietberg nun Kopfzerbrechen. Ein Gutachten soll kurzfristig klären, ob das Material aus der ehemaligen Kupfergewinnung belastet ist oder nicht.

»Wir wollen das Zeug so schnell wie möglich und ordnungsgemäß entsorgen«, geht Bürgermeister André Kuper das plötzlich aufgetauchte Problem offensiv an. Für die in Eigenarbeit tätige Viktoria verzögert sich der Baufortschritt um einige Wochen. Bevor gestern abend im Umweltausschuss Fragen zum Stand der Dinge beantwortet wurden, erläuterte Kuper in einer Pressekonferenz vorab den Sachverhalt.
Kieselrot, das früher für den Bau vieler Sportplätze und Laufbahnen verwendet worden sei, sei Anfang der 90er Jahre in die Diskussion gekommen, da bundesweite Messungen teilweise über dem Dioxingrenzwert liegende Resultate gezeigt hatten. Auch in Rietberg wurden seinerzeit potentielle Kieselrotflächen erfasst. Doch weder am Sportplatz Berglage noch am Berglageweg, der Schulstraße in Varensell oder am Sportplatz Westerwiehe, wo das verbaute Material jeweils dauerhaft durch neue Asphaltdecken oder neue Rasenschichten abgedeckt worden sei, habe eine konkrete Gefahr bestanden. Erst der in Eigenregie vorgenommene Umbau am Viktoria-Sportplatz bringt die Altlast wieder ans Tageslicht.
Eine erste Probemessung ergab keine Auffälligkeiten, jetzt soll ein Labor das zu einem großen Haufen aufgeschichtete Kieselrot ganz genau unter die Lupe nehmen. Das Ergebnis wird zeigen, ob das Material speziell entsorgt werden muss oder bei Unbedenklichkeit als Füllmaterial auf der Deponie Westerwiehe verwendet werden darf. Davon wird auch die Höhe der Entsorgungskosten abhängen, die Kuper noch nicht beziffern kann. Das vor Urzeiten als Füllschicht verbaute Kieselrot ist auch am landwirtschaftlich genutzten und inzwischen vom starken Lkw-verkehr ramponierten Berglageweg aufgetaucht. Wegen der Landesgartenschaubaustelle weichen derzeit viele Lastwagen auf den sanierungsbedürftigen, nicht befestigten Weg zwischen Torfweg und Kiefernwäldchen aus und haben die Unterschicht freigelegt. Auch hier soll nach dem Erstellen des umfangreichen Gutachtens entschieden werden, ob eine Erneuerung der Fahrbahn mit Versiegelung ausreicht, oder die Schlacke ausgekoffert werden muss. Eine Gefahr bestehe aber nicht, da die Dioxine nach wissenschaftlichen Untersuchungen fest in der Schlacke eingeschlossen seien.
Ralf Peterhanwahr, Fußballobmann der Viktoria, sieht die unvorhergesehene Verzögerung des dringend notwendigen Umbaus des Trainingsplatzes gelassen. »Die Aussaat des Rasens folgt jetzt eben erst später«, sagte er. Geplant sei die Nutzung des Areals ohnehin erst zum Herbst der Saison 2007/2008. Bis dahin weichen die 23 Mannschaften der Viktoria verstärkt auf die Plätze am Schulzentrum und beim kooperativen Nachbarn SG Druffel aus.

Artikel vom 23.11.2006