23.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein reines Klangerlebnis

Konzert mit Engelbert Schön und Hans-Joachim Knoke

Rietberg (joz). Ausgesuchte Werke aus dem Barock für Orgel und Trompete ließen Engelbert Schön und Hans-Joachim Knoke am Dienstagabend während ihres von Rietberg Kulturig veranstalteten Konzertes »Orgel plus Trompete« in der Rietberger Pfarrkirche St. Johannes Baptist erklingen.

In Unisono eröffneten der Organist und der Trompeter mit der sechssätzigen Sonata »La Bianchino« op. 35, Nr. 11 von Maurizio Cazzati ihren Konzertabend. In den aufstrebenden Läufen des ersten Allegros vermittelte sich durch Knokes Piccolo G-Trompete im Zusammenklang mit der von Schön gespielten Speith - Orgel als erster Eindruck ein sehr reines Klangerlebnis. Die insgesamt drei Allegri sowie ebenso viele Vivace-Sätze beeindruckten durch ihre klare, aufeinander aufbauende Form und die ausgewogene Harmonie zwischen Läufen in größeren sowie kleinen Intervallen.
Sein solistisches Können an der Orgel bewies Schön in den anschließenden Präludium und Fuge in e-moll BWV 548 von Johann Sebastian Bach. So mächtig und imposant die beginnenden Akkorde des Präludiums auch erklangen, so wurden sie doch bald von fließenden Läufen umspielt. Letztere erkundeten zunehmend konzentriert die Höhen sowie die Tiefen als hätten sie nur ein einziges Ziel, das sowohl Kadenz als auch Gott genannt werden kann. In der Fuge intensivierten sich die Läufe vor allem durch ihre hohe Schnelligkeit. Nach und nach sammelten Letztere mehr und mehr, indem sie die langen Grundtöne über- und untermalten, umkreisten sowie umschlangen, durchdrangen und aufhellten, aus sich stets erweiternden Klangsphären jene Harmonien, die den universalen Einklang des letztlich stimmigen Fine ermöglichten. Mit dem schönen, warmen Ton seines Corno da caccias (zu Deutsch Waldhorn) setzte Knoke im Anschluss auf das Orgelvorspiel von »Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter« aus den »Schübler-Chorälen« in wunderbar weichen Punktierungen ein. Zur durchaus bekannten Triolen Orgelbegleitung der Kantate Nr. 147, »Wohl mir, dass ich Jesum habe« spielte er auf selbigem Instrument die Melodie des Chorals. Noch vor Nicolas Clerambeaults variationsreicher »Suite du deuxieme ton« für Orgel Solo in sieben Sätzen ließ Knoke seine Piccolo A-Trompete in Georg Philipp Telemanns (1681-1767) Sonate D-Dur auch in den höchsten Lagen des Spirituoso/Allegro rein erklingen. Strahlte das Largo große Ruhe aus vermittelte das Vivace in seiner schnell bewegten Rhythmik erfreuliche Lebendigkeit. Die Sonata in g-moll von Pavel J. Vejvanovsky sowie die Sonate in F-Dur von Georg Friedrich Händel bestritt Knoke mit dem durch ihn an diesem Abend vierten zum Einsatz kommenden Instrument der Piccolo B-Trompete. Nach dem dankbaren Applaus des Publikums gab das Duo die »6. Trumpet Voluntary in C« von Morris Greene, sodass das Konzert nach den zuvor durchaus lichten sowie aufrichtenden Stücken mit hellen Punktierungen ausklang.

Artikel vom 23.11.2006