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Aus Briefen an die Redaktion


Wie gedenkt man am Volkstrauertag?
Zum Volkstrauertag gab es zwei konkurrierende Gedenkveranstaltungen. Eine wurde von der Stadt, die andere vom Schützenverein durchgeführt. Das WESTFALEN-BLATT berichtete in seiner Ausgabe am Montag. Dieser Leser verweist darauf, dass es um das Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft, und nicht um das Gedenken an heldenhafte Soldaten ginge.

Die Gedenkfeier der Kirchengemeinde Altstadt, in der Kirche und am Gedenkbrunnen, war eine würdevolle Veranstaltung. Ein Lob und Dank an unseren Pfarrer Lars Kunkel, unseren Kantor Harald Sieger und unseren Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann.
Dass die Bürgerschützen 05 wiederholt ihre eigene Veranstaltung abgehalten haben, stimmt mich aber nachdenklich. Auch wenn sich die negativen Ausfälle aus dem vergangenen Jahr nicht wiederholt haben, zeigt das erneute Ausscheren der Schützen, dass diese sich nicht eines Besseren besonnen haben, sondern weiterhin der falschen Gesinnung anhängen. Die Entgleisungen vom vergangenen Jahr sind mir immer noch in schlechter Erinnerung.
Der Schützenverein sollte zur Kenntnis nehmen, dass man an diesem Tage den Opfern von Kriegen und Gewaltherrschaft gedenkt. Das sind aber nicht nur heldenhafte Soldaten, sondern vor allem Juden, Andersdenkende, Behinderte und ausgegrenzte Menschen. Die Bürgerschützen wollen einen Heldengedenktag am Ehrenmal, aber kein Opfergedenken am Gedenkbrunnen.
Die Kirchengemeinde dagegen hat meines Erachtens mit dem Gedenken am Ehrenmal, der Musizierung des Liedes »Der gute Kamerad« sowie dem Spielen der Nationalhymne - ich hätte darauf verzichten können - ein großes Maß an Kompromissbereitschaft gezeigt. Würden die Schützen solch ein Entgegenkommen aufbringen, dann müssten sie im kommenden Jahr am Gedenkbrunnen gedenken und Lieder der Friedensbewegung schmettern.
Wir müssen uns fragen, ob wir dieses Gedankengut am Volkstrauertag weiterhin in eine Tradition verpacken, schweigen und es damit hinnehmen wollen oder ob wir wirklich den Opfern von Kriegen, Faschismus und Gewalt gedenken wollen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der es wieder Tendenzen gibt, Menschen auszugrenzen und rechtes Gedankengut ungestraft zu verbreiten - siehe NPD-Parteitag in Berlin - sollten wir vor Ort wachsam sein und ein solches Gedankengut nicht dulden. Den abschließenden Worten unseres Bürgermeisters zur Gedenkveranstaltung »Wehret den Anfängen« habe ich als Christ nichts hinzuzufügen.
DIRK BEKEMEIER
32545 Bad Oeynhausen

Artikel vom 22.11.2006