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Hoffotograf
betätigt sich
als Picasso

Ausstellung von Marian Kopetinsky

Höxter (zim). Was zeichnet einen guten Fotografen aus? Diese Frage wurde im Historischen Rathaus in Höxter bei der Ausstellungseröffnung von Marian Kopetinsky, bekannt als »Hoffotograf« von Corvey, beantwortet. Die Ausstellung zeigt Fotos aus den vergangenen 50 Jahren und befasst sich mit der Corveyer Romantik und einer Galerie der »schönen Frauen«.

Zur Eröffnung waren viele Gäste aus der Region gekommen, um die Ausstellung zu bewundern. Bürgermeister Hermann Hecker betonte, dass die große Resonanz ein Kompliment an den Fotografen Marian Kopetinsky sei. «Es gibt kaum jemanden, der den Hoffotografen von Corvey nicht kennt und wer ihn beobachtet, stellt fest, wie akribisch er bei der Arbeit ist, der er mit größtem Einfühlungsvermögen und fachmännischer Kunst frönt«, sagte er.
Anschließend hielt Professor Willi Weber eine Einführungsrede, in der er einen Überblick über die Geschichte der Fotografie gab. Er erläuterte, dass der Begriff der Fotografie aus dem Griechischen entstamme und »Schreiben mit Licht bedeute«. Fast 170 Jahre seien nun vergangen, seitdem 1839 die ersten Berichte über fotografische Verfahren veröffentlich und erste Kameras verkauft worden seien, erklärte er. »Bereits im vierten Jahrhundert vor Christus finden sich Urformen der Fotografie. Leonardo da Vinci gelang es schließlich um 1500 diesen Effekt zu beschreiben und zu erklären«, berichtete er.
Jaques Daguerre habe es schließlich geschafft, das Bild auf einem Film festzuhalten und weitergehende Verfahren verschiedenster Erfinder hätten sich angeschlossen, sodass die Fotografie zu einem Hobby für Jedermann geworden sei - bis man schließlich 1888 auch noch die erste Rollfilmkamera erfunden hätte. »Viele Neuerungen, einhergehend mit einem Siegeszug bekannter Hersteller, folgten, bis die Kamera so aussah, wie sie allen bekannt ist, und 1996 wurde schließlich die erste Digitalkamera entwickelt«, erzählte Prof. Willi Weber.
Die Ausstellung bietet einen kleinen Querschnitt durch das Werk des Fotografen Marian Kopetinsky. Unter anderem sind Fotogruppen aus den Themenbereichen »der Mensch und das Portrait«, »Architektur«, »Landschaft«, »Reproduktion«, »Bild- in Bildaufnahme« oder »Wasser, Luft und Wolken mit den Jahreszeiten« zu sehen. Die Fotos verdeutlichen, dass die Kamera zwar das technische Mittel, quasi das »Werkzeug« zum Festhalten eines Augenblicks ist, aber erst der Fotograf - und in diesem Falle Marian Kopetinsky - macht das Fotoobjekt zu etwas Einzigartigem und verleiht ihm einen Hauch des Besonderen.
So beispielsweise auch bei den ausgestellten Fotos, die mal fast feierlich und erhaben wirken, wenn sie Corvey abbilden, und dann wieder mit Licht und Schatten zu spielen scheinen, um außergewöhnliche Portraits darzustellen. Besonders eindrucksvoll sind die Fotos, bei denen sich Marian Kopetinsky als »neuer Picasso« betätigt hat und mittels Simultanfotografie Bilder überlagern lässt, um so erstaunliche Effekte zu kreieren.
Auch die Bilder von Hochzeiten sind individuell gestaltet: Mal zeigen die Fotos klassisch-romantisch ein Hochzeitspaar beim Sonnenuntergang. Dann widmet sich der Fotograf augenzwinkernd und fast ein wenig schelmisch einem Hochzeitspaar, indem er es unter dem Titel »lebenslängliches Glück« getrennt von einem Gitterzaun darstellt, was leichte, ironische Anklänge an ein »eheliches Gefängnis« darstellt. Wenn man die Fotos, die noch bis zum 29. Dezember im Historischen Rathaus zu sehen sind, betrachtet hat, bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wann wird Marian Kopetinsky wohl aufgrund der schönen Aufnahmen (von Corvey) zum Ehrenbürger Corveys ernannt?

Artikel vom 22.11.2006