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Spitznamen sind in Tengern Trumpf

Seit 1973 im Duett mit Huchzen - Nur noch eine Gaststätte außerhalb des Ortskerns

Von Katrin Niehaus
Tengern/Huchzen (WB). Sie werden Adenauer, Reise-Willi, Kaiser oder Schmunzel genannt. In Tengern/Huchzen sind Spitznamen Trumpf - zumindest unter den Alteingesessenen. Der heutige »Streifzug durch Hüllhorst«, der dritte Teil der Ortsteil-Serie, führt in den Süden der Gemeinde.

Ortsvorsteherin Bärbel Brockmann ist Ansprechpartnerin für 2095 Bürger. Rund 100 davon leben in der Bauerschaft Huchzen, die früher eigenständig war und seit der Gebietsreform 1973 zum Ortsteil Tengern/Huchzen gehört. Mit den Spitznamen hat Bärbel Brockmann - sie lebt seit 1980 in Tengern - ihre eigenen Erfahrungen gemacht: »Ich habe zu Anfang immer gedacht, die Leute heißen wirklich so und sie auch so angesprochen. Dafür habe ich viele Lacher geerntet.«
Mit dem »Kaiser«, ihrem früheren Vermieter Willi Schlinger, ist sie sich einig, dass die Menschen in ihrem Ortsteil bodenständig sind und gerne feiern. Letzteres zeigt sich jedes Jahr wieder, wenn der Wonnemonat Einzug hält. Die Tengeraner sind bekannt für ihren großen Maiumzug und den Tanz in den Mai am Vorabend. Sie treffen sich auch gerne zum Backtag - drei Mal im Jahr am Backhaus und einmal in Huchzen. 850 Jahre Tengern wurden vor fünf Jahren natürlich auch ganz groß gefeiert. Huchzen wurde 1266 das erste Mal urkundlich erwähnt.
»Mit den Schnathorstern lagen wir hin und wieder im Clinch - ob beim Fußball oder in Sachen Kirche. Laut Legende wollten wir hier in Tengern einst eine Kirche bauen. Das klappte aber nicht, weil die Schnathorster uns die Steine gestohlen haben«, erzählt Willi Schlinger schmunzelnd. Ob an dieser Geschichte etwas Wahres dran ist, kann heute niemand mehr überprüfen. Fest steht, dass die Schnathorster seit mindestens 1260 eine Kirche haben und dass die Menschen aus Tengern/Huchzen dort die Gottesdienste besuchen.
Sie haben jedoch ein eigenes evangelisches Gemeindezentrum. Froh sind die Bewohner des Ortsteils auch über ihre beiden Kindergärten und ihre Grundschule samt Sportanlagen. Außerdem dampfte einst von 1897 bis 1937 die Wallücke-Bahn durch Tengern, deren Spuren noch heute zu finden sind.
»Früher gab es hier fünf Kolonialwarenläden. Leider haben wir heute kein einziges Lebensmittelgeschäft mehr, dafür aber einen Schlachter und einen Bäcker ohne Laden. Er fährt mit einem Wagen herum«, erzählt Bärbel Brockmann. Zum Bedauern der Bewohner sind die einst vier Gaststätten ebenfalls geschrumpft. Heute gibt es nur noch eine, das Gasthaus Tengerholz von Arno Heuer, und das liegt etwas außerhalb des Tengeraner Zentrums.
Am Freitag, 22. Dezember, folgt der nächste Serienteil, in dem der Ortsteil Büttendorf vorgestellt wird.

Artikel vom 24.11.2006