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Pro Zelle nur zwei Gefangene

Neue Vorschrift auch für Justizvollzugsanstalt Herford

Kreis Herford (pjs). Auch in der Justizvollzugsanstalt Herford dürfen nur noch maximal zwei Gefangene in einer Zelle untergebracht werden. JVA-Leiter Friedrich Waldmann bestätigte Montag auf Anfrage der Löhner ZEITUNG, dass ein entsprechender Erlass umgesetzt worden sei.

Das NRW-Justizministerium hatte mit der Anweisung auf den Vorfall in der JVA Siegburg reagiert, bei dem drei Insassen einen Mithäftling über Stunden gefoltert und schließlich getötet hatten. Die Belegung mit höchstens zwei Insassen sei nicht leicht gewesen, verwies Waldmann auf die »effektive Belegungsfähigkeit« der Herforder JVA, die bei 295 liege: »Wir haben 376 Gefangene und damit eine permanente Überbelegung.«
Für Bedienstete und Insassen gebe es allerdings eine positive Perspektive: Anfang nächsten Jahres soll der neue C-Flügel an der Eimter Straße in Betrieb genommen werden. Dadurch würde sich die Kapazität der Einrichtung rechnerisch auf insgesamt 376 Insassen erhöhen: »Dann wird sich die Situation entspannen«, ist Waldmann überzeugt. Allerdings habe auch das Raumprogramm des C-Flügels Dreier-Belegungen vorgesehen. Wenn auf Dauer nur maximal zwei Gefangene in einer Zelle zusammengeschlossen werden dürfen, »würde das die Belegungsfähigkeit der JVA reduzieren«, stellt der Leiter klar. Mit dem Umzug in den C-Flügel solle am 2. Januar 2007 begonnen werden.
Personell wird sich nach jetzigem Stand nicht viel ändern: Vom Justizministerium gibt es fünf Einstellungszusagen, im wesentlichen Ersatz für ausgeschiedenes Personal. Zwei dieser Stellen wurden bereits besetzt. Zurzeit verfügt die JVA Herford über 142 uniformierte Bedienstete und weitere 28 im Werkdienst.
Die Einzelunterbringung von Gefangenen sei grundsätzlich wichtig und richtig, meint Waldmann. Straftäter in Gemeinschaftszellen unterzubringen, hält er dennoch für ein bewährtes Konzept - insbesondere, wenn es um selbstmordgefährdete oder sehr junge Straftäter geht: »Wichtig ist, dass die Gefangenen miteinander reden können.« Die Gemeinschaftsunterbringung sei eine humanere Lösung, als Insassen allein in einer Zelle wegzuschließen oder sie unter Umständen sogar rund um die Uhr überwachen zu müssen. Natürlich müsse auch sorgfältig bedacht werden, wer da mit wem zusammengelegt werde und ob von Mitinsassen möglicherweise sogar eine Gefährdung ausgehen könne.
Auch in der hiesigen JVA gebe es gelegentlich Rangeleien und Auseinandersetzungen unter Gefangenen, räumte Waldmann ein. »Aber dann wir reagieren und erstatten Strafanzeige gegen den oder die Täter.« Über den Mord in Siegburg werde natürlich hinter Herforder Gittern ebenfalls geredet. Auch die Seelsorger würden verstärkt darauf angesprochen: »Das Gewalt-Problem wird jetzt stärker thematisiert.«

Artikel vom 22.11.2006