22.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schockiert, enttäuscht

Yilmaz Örtülü will beim SC Paderborn 07 bleiben

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Schockiert und tief enttäuscht - so reagierte Yilmaz Örtülü gestern auf die aktuelle Entwicklung beim SC Paderborn 07. Der Fußball-Zweitligist hatte am Montag angekündigt, sich von den drei Neuzugängen Fumaca, Djebi-Zadi und eben Örtülü bereits in der Winterpause wieder trennen zu wollen.

»Kreativ, torgefährlich und technisch gut«, beschrieb Ex-Trainer Jos Luhukay seinen »Neuen« vom 1. FC Saarbrücken und sah in Örtülü den idealen Nachfolger für Marcel Ndjeng. Doch während Letztgenannter bei Arminia Bielefeld zum Erstligaspieler aufstieg, setzte sich für den gebürtigen Frankfurter die Talfahrt bei unvermindertem Tempo fort: Dem Abstieg in Saarbrücken folgte der Tribünenplatz beim SC Paderborn 07. Noch kein einziges Mal stand der 26-Jährige bislang im Zweitligakader, folglich saß er auch noch kein einziges Mal auf der Reservebank. Matchpraxis in Pflichtspielen sammelte Örtülü nur einmal für 45 Minuten in der Reserve. Das war's. »Ich weiß nicht, woran es liegt. Mit mir hat bis heute niemand gesprochen, bisher habe ich alles aus der Zeitung erfahren. Das ist sehr enttäuschend. Besser wäre es, wenn man mich einmal zusammenscheißen würde. Dann wüsste ich wenigstens, was los ist.«
Geschäftsführer Michael Born hatte zuletzt die Einstellung des gebürtigen Frankfurters bemängelt. Eine Kritik, die Örtülü nicht nachvollziehen kann: »Ich trainiere ganz normal mit der Mannschaft und gebe in der Woche Gas, um endlich wieder in den Kader zu kommen.« Das gelang bislang aber noch nicht mal im Auswärtsspiel bei Rot-Weiss Essen oder in der Pokalpartie gegen den 1. FC Nürnberg. Da nominierte Cheftrainer Roland Seitz sogar nur 17 Akteure, ließ den 18. Platz frei: »Das hat mich schockiert, so etwas ist für einen Ersatzspieler eine schallende Ohrfeige.«
Zumal der Rechtsfuß fit gewesen wäre. Das war in dieser Saison längst nicht immer so. In der Vorbereitung verletzte sich der erfahrene Profi (insgesamt 56 Zweitligaspiele, 10 Tore) am Sprunggelenk, kurz nach der Amtsübernahme von Roland Seitz (7. September) zog er sich einen Muskelfaserriss zu. »Für mich ist es in den entscheidenden Situationen blöd gelaufen«, sagt Örtülü, der aber nicht aufgeben will. Ausgestattet mit einem Zwei-Jahres-Vertrag hofft der offensiv variabel einsetzbare Spieler auf die Zukunft: »Das Fußballgeschäft ist schnelllebig. Am Sonntag ist Erwin Koen gesperrt, vielleicht bekomme ich eine Chance und stehe gegen Aue im Kader.«
Ein Wunsch, der wohl nicht Wirklichkeit werden wird. Denn wie bereits erwähnt: Bislang scheute sich Roland Seitz auch nicht davor, notfalls mit einem kleineren Kader anzutreten.

Artikel vom 22.11.2006