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Die Klinik mit dem Tunnel

Röhre verbindet Neu- und Altbau am Westfälischen Krankenhaus

Von Stephan Rechlin
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Die Stadt bekommt einen Tunnel. 54 Meter lang, drei Meter breit, 2,50 Meter hoch. Die Röhre wird es mit Schwerlastverkehr, Grundwasser und versickerndem Regenwasser aufnehmen müssen. Sie verbindet auf dem Areal der Westfälischen Klinik einen Neu- mit einem Altbau.

Der Neubau ist die psychiatrische Klinik. Der Altbau ist die im Haus Nummer sieben untergebrachte somatische Klinik. Normalerweise schrecken Investoren vor unterirdischen Bauwerken zurück. Sie sind teuer, anfällig und später einmal schwer in Schuss zu halten. Doch der Altbau hat etwas, das die künftigen Mitarbeiter auch im Neubau benötigen. Medizinisch-diagnostische Geräte vor allem. Aber auch eine Cafeteria, ein Bistro, die Kasse und den Gebäudereiniger-Dienst.
»Der Tunnel hat eine Platte, zwei Wände und einen Deckel aus Beton. So schwierig in Schuss zu halten ist er gar nicht«, sagt Peter Berenskötter, Architekt beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Gleichwohl seien bei der Konstruktion ein paar Dinge zu berücksichtigen. Die Zusammensetzung des Betons, zum Beispiel. »Das Grundwasser beginnt auf dem Gelände der Westfälischen Klinik in einer Tiefe von vier Metern. Bei heftigem Regen kann es bis auf 1,50 Meter steigen«, führt Berenskötter aus. In diesem Falle würde es bis zum unteren Grund der Platte reichen. »Der wasserundurchlässige Beton hat eine bestimmte, auf solche Böden angepasste Mischung.«
Der Beton muss nicht nur Wasser abweisen, er muss auch enormen Druck aushalten. Über den Tunnel wird eines Tages der Lieferverkehr der Klinik abgewickelt. Die Müllabfuhr wird darüber wegfahren, Kleintransporter mit Lebensmitteln und medizinischem Material, Rettungswagen, die Patienten bringen. Darum wird der Tunnel Gesamtlasten von bis zu 30 Tonnen aushalten müssen. »Die Last wird über die Wände in die Sole geleitet und trifft dort auf die Platte. Der Übergang von Wand zu Platte ist statisch gesehen der neuralgische Punkt.« Mit einer Dicke von 30 Zentimetern (Wände) und 20 Zentimetern (Decke, Platte) sei dem Rechnung getragen worden. Damit der Tunnel nicht zur dunklen Angströhre wird, sind Lampen eingeplant und ein gut vier Quadratmeter großes Fenster. Luft genug bekommt der Tunnel aus dem Neu- und dem Altbau: »So lang ist er ja nun auch wieder nicht«, sagt Berenskötter.

Artikel vom 21.11.2006