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Die Zukunft liegt in
der Spezialisierung

Firma Göhner: Vom Muldenservice zum Entsorger

Von Kerstin Sewöster
Kreis Herford(HK). Dass Abfall ein Rohstoff sein kann, hat die Engeraner Firma Göhner GmbH frühzeitig erkannt. Aus dem Muldenservice, der Anfang der 70er Jahre gegründet wurde, entstand ein moderner Entsorgungsbetrieb, in dem mittlerweile auch die zweite Generation die Geschicke lenkt.

Als Marianne und Hermann Göhner Anfang 1972 ihren Betrieb in Westerenger gründeten, stand ihnen ein Lastwagen zum Transport der Mulden zur Verfügung. Heute zählt der Fuhrpark 15 Lkw und wichtigstes Standbein ist das Holzrecycling.
»Holz und Späne machen 85 Prozent des Umsatzes aus«, erklärt Stefan Göhner, der seit zehn Jahren seinen Vater bei der Geschäftsleitung unterstützt. Bruder Olaf arbeitet als Betriebsleiter im Familienbetrieb, der seit Ende der 80er Jahre seinen Sitz auf dem ehemaligen Ziegelei-Gelände an der Meller Straße in Enger hat.
Der alte Verbrennungsturm der Ziegelei ragt noch immer hoch in den Himmel. Er dient Göhner als Werbeträger, hat sonst jedoch keine Funktion mehr. Die ehemaligen Hallen werden als Lager mitgenutzt, längst wurde jedoch angebaut. Die Hallenfläche beträgt 9500 Quadratmeter, das Betriebsgelände wurde um 22 000 Quadratmeter erweitert. Auch in die Technik wurde viel investiert. 2001 entstand eine neue Holzrecyclinganlage. »40 000 Tonnen Recyclingholz setzen wir pro Jahr um«, erklärt Stefan Göhner und ergänzt: »Kaminholz gibt es bei uns nicht. Die Schnitzel werden ausschließlich für gewerbliche Zwecke genutzt.« Zu den Kunden des Engeraner Unternehmens gehören auch Großkraftwerke im Umkreis von etwa 100 Kilometern wie das Kraftwerk E.ON Landsberg.
Neben der thermischen Verwendung finden die Holzschnitzel aus Enger auch Anwendung in der Möbelindustrie - als Zusatzstoffe für Sperrholzplatten.
Holz ist zwar das wichtigste Standbein, aber nicht das einzige. »Wir verwerten alles bis auf Sondermüll wie Lacke oder Batterien.« Grünabfall, Bauschutt oder Sperrmüll - alles wird sortiert und wieder verwertet oder eben zur Müllverbrennungsanlage gebracht. Auch Sperrmüll, den die Stadt Bielefeld einsammelt, wird an der Meller Straße sortiert. »Das Holz behalten wir, den Müll bekommt Bielefeld zurück.«
In der Recyclinganlage werden die hölzernen Wertstoffe zunächst gelagert, dann mit dem Vorbrecher grob zerkleinert. Mit Hilfe eines Magnets werden eisenhaltige Metalle und über eine Siebtrommel Feinware aussortiert. Ganz ohne Handarbeit geht es auch beim Holzrecycling nicht. Sortierer suchen aus den Holzhäckseln weitere Fremdstoffe wie Folien heraus. Nach einem weiteren Schreddergang werden die Hackschnitzel noch einmal nach eisenhaltigen Metallen abgesucht, ein zweites Mal gesiebt und je nach Bedarf zu unterschiedlich großen Schnitzeln verarbeitet. Für die Spanplattenproduktion zum Beispiel wird das Recyclingholz nahezu staubfein zerkleinert. Wie eine Dünenlandschaft sieht die Lagerhalle an der Meller Straße aus.
Das Geschäft der Entsorger ist kein leichtes, weiß Göhner aus Erfahrung. Die Gesetzeslage hat sich seit Firmengründung in den 70er Jahren mehrfach geändert. Auch die steigenden Energiekosten spürt der Familienbetrieb deutlich. »Wir verfahren 70 000 Liter Diesel pro Monat«, sagt Göhner. »Weite Strecken lohnen sich nicht mehr.« Bemerkbar machen sich auch die Mautgebühren. Zudem gibt es in der Branche einen Trend zu Übernahmen. »Wir kämpfen als Mittelständler gegen die Großen.« Stefan Göhner sieht die Zukunft des Engeraner Familienbetriebs in der Spezialisierung. Kontinuierlich wurde der Betrieb deshalb ausgebaut und modernisiert. Neben dem Neubau der Recyclinganlage, einer Werkstatt und der Vergrößerung des Betriebsgeländes wurde jetzt auch in neue Büroräume investiert.

Artikel vom 22.11.2006