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Hochkarätiges Duo lässt
reine Innigkeit erklingen

Zweites Fachwerkkonzert restlos ausverkauft

Von Johannes Zoller
Verl (WB). Nicht grundlos war das zweite Fachwerkkonzert der Spielzeit 2006/2007 im Verler Heimathaus am Sonntagabend - höre und staune - restlos ausverkauft.

Der Cellist Siegmund von Hausegger und der Pianist Wolfgang Watzinger gaben denn auch ein hochkarätiges Duo-Konzert mit ausgewogen ausgewählten klassischen, romantischen sowie in die Moderne weisenden Musikwerken. Ebenso rein wie beim ersten Ton der Stimmung seines Instrumentes, setzte Professor von Hausegger zu dem von Professor Watzinger am Flügel in absteigender Terz- sowie Quintenstimmung auf eine aufsteigende Quart zulaufendes Thema aus Händels Oratorium »Judas Maccabäus«, G-Dur op.45 von Ludwig van Beethoven (1770-1827) ein.
In zwölf Variationen wurde dieses klassische Thema der auch als »Tochter Zion« bekannten Weihnachtsliedmelodie mit baldigen Verzierungen sowie Stakkati- und Triolenläufen des Pianos einerseits sowie Cello Legati andererseits - Letztere gingen sogleich durch übernommene Stakkati in fließende Läufe über - fortwährend sich erneuernd bewegt. Einigten sich beide Instrumente in der fünften- noch auf wehmütig singende Legati, unterschieden sie sich in der sechsten Variation wegen klavierauftaktfreudiger, sanguinischer Dialogik. Wurde die siebte durch Unisoni dreistimmiger Läufe, die achte durch Hüpfbogenstakkati des Cellos mit intensivierenden Crescendi des Klaviers und die neunte- durch die vom Cellisten cholerisch konterkarierten und wiederum sensibel interpretierten melancholischen Parts des Pianisten charakterisiert, hatte sich das Thema in der zehnten Variation integral bis zu von Hauseggers klanglich einwandfreiem Cellomelos des Themas transformiert.
Die elfte- und zwölfte Variation überboten den bisherigen musikalischen Prozess mit nochmals erweiternder sowie befreiender Virtuosität. Zwischen dramatischem Drängen und vielfältig abwechselnder Besänftigung bewegten sich auch die 8 Variations concertantes op. 17 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Die musikalisch erlebbare Bereinigung des Vergangenen zu wiederholten, zunehmend intensiv ins Zukünftige weisenden, musikalischen Aufbrüchen sowie der immer wieder siegende Klang der Sanftheit gelangen dem Duo in der dieser Komposition entsprechenden Dynamik in von künstlerischer Reife geprägter und Mendelssohns Vielschichtigkeit begreifender Perfektion. Wurden auch in den Fantasie-Stücken op. 73 von Robert Schumann (1810-1856) die Gegensätze zwischen zart und ausdruckstark, lebhaft leicht und schwermütig sowie wehmütig gedehnt und feurig schnell gekonnt gemeistert, verdiente sich das Duo mit Sergej Rachmaninoffs (1873-1943) großartig expressiv interpretierter Sonate g-Moll, op. 19 den endgültig bravourösen Applaus des Publikums.
Nach dem ungestüm Heftigen wurde allerdings die musikalisch alle Tugenden verschmelzende Zugabe von Mendelssohn-Bartholdys »Lied ohne Worte« gegeben. Reine Innigkeit, Mitgefühl, hingebende Barmherzigkeit, tiefer Ernst, Feierlichkeit sowie Echtheit, Mut, Leichtigkeit und Glück bildeten den abschließend schönen und vielstimmig variierten Einklang.

Artikel vom 21.11.2006