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Großer Chor bewältigt
Auftritt mit Freude

Frühe Kantaten von Bach und Schütz in St. Marien

Von Gerd Büntzly
Herford (HK). Vier frühe Kantaten von J. S. Bach sowie Werke von Heinrich Schütz und Sebastian Knüpfer standen auf dem Programm eines Konzertes der Kantorei St. Marien. Die Leitung hatte Wolf-Eckart Dietrich, das kleine Orchester der Capella St. Mariae wurde verstärkt durch Künstler aus der näheren Umgebung.

Dietrich hatte ein vielfältiges Programm ausgesucht, das vor allem den Gesangssolisten weiten Spielraum ließ für Soloarien wie für Ensembles in jeder Kombination. Martina Schänzle überzeugte mit ihrem lieblichen Sopran; sie sang immer unangestrengt und natürlich. Ralf Popken sang einen klangvollen Altus, besonders schön in seinen Soloarien sowie in dem innigen Duett der zweiten Strophe von »Christ lag in Todesbanden«. Der Tenor Christof Burmester gestaltete seinen Part mit erfrischendem Temperament, allerdings hatte er gelegentlich Probleme mit den Koloraturen. Seine Schwierigkeit waren ebenso wie bei dem Bariton Florian Just die tiefen Töne. Bachs Melodien sind oftmals ideal für einen Bariton; aber man darf darüber nicht vergessen, auch das tiefere Register zu pflegen. Leider war auch aus diesem Grunde das ansonsten wunderschöne Schlussstück von Sebastian Knüpfer für den Bariton ungeeignet.
Eine interessante Klangschattierung brachte der kleine Chor des Jungen Collegium Vocale ein. Die jungen Leute bewältigten ihre Aufgaben makellos. Der große Chor musste ziemlich lange auf seine Auftritte warten, die er dann aber auch mit großer Freude bewältigte. Besonders in der Kantate »Christ lag in Todesbanden« mit ihren unglaublichen Synkopen bewährte sich die Musikalität der Kantorei.
Wunderschöne Klänge zauberte auch das Orchester, besonders gut hörbar in den Einleitungsstücken der einzelnen Kantaten. Hervorzuheben sind auch die Flötensoli von Fank Oberschelp und Martin Erhardt im »Actus tragicus« sowie die Virtuosität von Heidi Groeger am Cello.
Das Konzert mit einem Rahmen von Werken aus dem 17. Jahrhundert einzuleiten und abzuschließen, war sicherlich eine sorgfältig überlegte Geste; allerdings hatte sie den Nachteil, dass das Programm etwas zu lang wurde. Das Werk am Schluss vereinigte alle Mitwirkenden; und es ist nicht zu leugnen, dass Knüpfers feierliches »Nun danket alle Gott« dazu hervorragend geeignet war.

Artikel vom 21.11.2006