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Ein Gottesdienst
der leisen Töne

Wie Menschen Ruhe finden können

Werther (mw). »So viele Menschen und ganz ruhig?« fragte sich Pastor Friedrich Karl Völkner zu Beginn seiner Predigt. Aber es funktionierte: Am vergangenen Sonntag fanden die Besucher des Jacobi-live-Gottesdienstes in der vollen Jacobi- Kirche viele ruhige Momente.

Ohne das gewohnte szenische Anspiel, mit zum Nachdenken stimmenden Liedern und vielen Kerzen sollte das Thema des Tages ausgeleuchtet werden: »Herr ich suche deine Ruhe«.
Oft seien wir wie ein Uhrwerk, das ständig in Bewegung ist. Wir hätten Angst etwas zu verpassen und könnten deshalb nicht mehr zur Ruhe kommen. Weil wir auch Angst vor unseren eigenen Gedanken hätten, ließen wir unsere Seele nicht mehr sprechen und versuchten uns mit allem Möglichen abzulenken. »Und es ist nicht immer angenehm die Seele zu Wort kommen zu lassen. Die meisten Menschen versetzt es erst einmal in Unruhe«, sagte Pastor Völkner: »Auch Jesus ging es so. Er ging in die Wüste, um allein zu sein und Gott zu hören. Und traf den Teufel.«
Bei dem Thema Ruhe gehe es aber nicht um Langeweile und auch nicht um bloßes Stillsein. Treu nach dem Motto »In der Ruhe liegt die Kraft« solle die Seele aus dem bewussten Stillwerden vor Gott wieder Kraft schöpfen.
Aus einem Liedtext zitierte Völkner weiter: »...und höre auf die Stimme meines Herrn« und gab eine Anleitung, wie man das am Besten macht. Gott höre man, wenn man ihm Zeit gebe zum Reden, eine Zeit, in der nichts anderes zähle. Und dann fiele einem ein, was Gott sagen würde.
Nach der Predigt gab es eine gemeinsame Aktion: Früher blieben Menschen auf den Feldern beim Glockenschlag stehen, um zu beten. Und so wurden die Glocken während des Gottesdienstes geläutet, um das Gleiche zu tun. Jeder, der wollte, konnte nach vorne kommen, eine Kerze anzuzünden, beten, auf Gottes Wort hören und sich symbolisch unter den Segen von Gott setzten, unter den Altar. Denn Ruhe, so Völkner, könne man auch mit ganz vielen Menschen finden.

Artikel vom 21.11.2006