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Mehr als nur ein Puzzle mit Namen

Familienforschung Thema bei Regionalkonferenz zur Orts- und Regionalgeschichte

Kreis Herford (tm). Lebhafte Gespräche und Diskussionsrunden weit über das Kernthema »Familienforschung« hinaus prägten die 25. Konferenz zur Orts- und Regionalgeschichte des Kreisheimatvereins. 100 Heimatfreunde und Hobbyhistoriker trafen sich dazu am vergangenen Samstag auf Gut Bustedt.

Von seinen Erfahrungen bei der Aufdeckung seines Stammbaumes berichtete der freischaffende Historiker Roland Linde zu Beginn der Veranstaltung. Obwohl viele Mitglieder des Kreisheimatvereins bereits einschlägige Erfahrungen auf dem Gebiet der Nachkommen- und Familienforschung hatten, konnte sich der Referent reges Interesse sichern. Schließlich bietet das Internet in Fragen der Abstammung revolutionäre Möglichkeiten und erlaubt jedem Laien einen schnellen Einstieg in die Materie.
»Programme zur Namensforschung, Datenbanken mit digitalisierten Urkunden und Werkzeuge zur grafischen Veranschaulichung von geografischer Namensverteilung sind nur Beispiele«, erklärte Roland Linde. Gleichzeitig warnte er aber auch davor, nicht ausschließlich aufs weltweite Netz zu vertrauen: »Quellen können falsch eingelesen worden sein. Außerdem bleiben immer Lücken, so dass ohne die Arbeit mit Originalquellen nur bruchstückhafte Bilder der Vergangenheit entstehen.«
Für die erfahrenen Familienforscher im Kreisheimatverein ist die Recherche in Kirchenbüchern, Staats- und Personenstandsarchiven oder Grundbüchern zwar tägliches Handwerk, doch auch hier konnte der Referent allerhand Neues aufzeichnen und die umfangreichen Quellen übersichtlich gliedern.
Auch Christoph Mörstedt vom Vereinsvorstand bewertete den Vortrag positiv: »Anhand praktischer Beispiele haben wir gelernt, dass die Familienforschung mehr ist als nur ein Puzzle mit vielen Namen: Sie gibt direkten Aufschluss über die Lebensverhältnisse unserer Vorfahren, einschließlich aller sozialen Unterschiede.«
Nach dem Referat ging es mit einer Gruppenarbeit weiter. Roland Linde vertiefte mit einem Großteil der Heimatfreunde die Methodik moderner Forschung. Dabei präsentierte Dr. Arno Schmackpfeffer seinen beeindruckenden Stammbaum, der bis ins Jahr 1280 zurückreicht. Anders als Linde hatte er Nachkommen anstatt Vorfahren verfolgt - dem seltenen Namen sei Dank.
In einer anderen Gruppe informierte Wilfried Sieber über die Tücken des Internets, vor allem im Bereich des Urheberrechts. Demnächst soll ein Merkblatt verschickt werden, das dazu beitragen soll, Vereine mit eigener Internetpräsenz vor Schaden zu bewahren.
Um die Perspektive eines Kindermuseums oder kinderfreundlicher Museen ging es in der dritten Gruppe, die Monika Guist und Angela Kahre leiteten. Die erfolgreichsten der 60 Kindermuseen in Deutschland lassen die Heranwachsenden aktiv an den Ausstellungen mitarbeiten. »Ungenutzte Gebäude im Kreis könnten diesen Beispielen folgen und zu Familienmuseen mit hohen Besucheraussichten umgestaltet werden«, fasste Mörstedt zusammen.
Ein weiteres Projekt ist hingegen in unmittelbare Nähe gerückt: Gerd Heining aus Spenge möchte die ursprünglichen Ortsbezeichnungen auf einer Ebene zwischen Flurnamen und den Namen der Gemeinden und Ortsteile rekonstruieren, und zwar in der Aussprache, wie sie vor Ort gewählt wurde. Dazu konnte er am Samstag 15 Interessierte gewinnen. Die Gruppe will noch in diesem Jahr mit der Arbeit beginnen.
Ein mögliches Schwerpunktthema für das kommende Jahr kristallisierte sich in der Abschlussrunde heraus: »Vereine und Versicherungen« könnte dann Teil der 26. Konferenz zur Orts- und Regionalgeschichte des Kreisheimatvereins sein.

Artikel vom 21.11.2006