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»Lieber noch kein Baby«

»Mütter auf Zeit« ziehen lehrreiches Projekt-Fazit

Versmold (ja). Sofie ist ein richtiges Schreikind. Nichts kann sie beruhigen, weder sanftes Schaukeln noch das Fläschchen. »Am Anfang war sie noch lieb, aber die letzte Nacht war ganz schön hart,« erzählen Neele und Santana, die bis zum heutigen Montag »Mütter auf Zeit« sind.
Seit dem vergangenen Donnerstag nehmen sieben Hauptschülerinnen an dem Projekt »Babybedenkzeit« teil, wobei die Mädchen fünf Tage für Babysimulatoren verantwortlich sind, die die gleichen Bedürfnisse haben wie echte Kinder (der VERSMOLDER ANZEIGER berichtete).
Die Teilnehmerinnen und ihre Zöglinge auf Zeit trafen sich am Samstag im Jugendzentrum Westside, um ein erstes Resümee zu ziehen. »Das Ziel wurde absolut erreicht«, berichtet Sabine Grunt, die zusammen mit der Schulsozialarbeiterin Nina Bösebeck das Projekt in Versmold durchführt. »Der Lerneffekt ist auf jeden Fall da. Die Mädchen bekommen die Selbsterfahrung, dass man nicht so gerne auf anderes verzichtet. Sie sind nun überzeugter, dass sie in ihrem Alter noch kein Baby möchten.«
Die große Resonanz an der Hauptschule ebenso wie an der Matthias-Claudius-Schule, an der das Projekt vergangene Woche durchgeführt wurde, zeigen, wie aktuell das Thema Teenager-Schwangerschaft ist. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 20 000 minderjährige Mädchen schwanger, oft aus Gründen mangelnder Aufklärung.
Dass das Projekt bei den Versmolder Teilnehmerinnen eine nachhaltige Wirkung hatte, zeigen ihre Reaktionen. »Ich habe mir zuerst gedacht, dass es einfacher wäre, ein Baby zu haben. Aber nach den ersten zwei Tagen bin ich überzeugt, dass ich in meinem Alter besser kein Kind bekomme«, berichtet Lisa (13) über ihre Erfahrung mit »Lars«. Ähnliches können die anderen sechs Mädchen berichten.
Hebamme Ute Möller war auch dieses Jahr wieder dabei und zeigte den Teilnehmerinnen den richtigen Umgang mit Säuglingen. Im Anschluss an die heute endende Projektzeit wird es für alle noch ein Nachbereitungstreffen geben, wobei das Thema Verhütung noch mal intensiv angesprochen wird.

Artikel vom 20.11.2006