20.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einsatz für Frieden bleibt zentrale Aufgabe

Angela Merkel im Reichstag zum Volkstrauertag

Berlin (dpa). Angesichts von Millionen Opfern der Weltkriege bleibt der Einsatz für Frieden und Völkerverständigung nach Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zentrale Aufgabe der deutschen Politik.Angela Merkel verharrt schweigend vor den Kränzen in der Gedenkstätte an der Neuen Wache.
Dazu gehöre die deutsche Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus, Gewalt und Unfreiheit, sagte sie gestern bei der zentralen Veranstaltung zum Volkstrauertag im Berliner Reichtagsgebäude.
Als »Vermächtnis der Kriegstoten« bezeichnete Merkel, dass Deutschland sich nicht seiner gewachsenen Rolle entziehen dürfe. Das Land müsse vielmehr auch deshalb Verantwortung in der Welt übernehmen. Mit Merkel hielt erstmals seit 23 Jahren wieder ein Regierungschef die Hauptrede bei der Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Zuletzt hatte ihr CDU-Vorgänger Helmut Kohl 1983 die Gedenkrede gehalten.
Bundespräsident Horst Köhler erinnerte beim Totengedenken erstmals auch an die im Auslandseinsatz getöteten Bundeswehrsoldaten. »Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren«, zitierte er die erweiterte Formel. Köhler nahm damit in Absprache mit der Regierung eine Anregung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf, die traditionelle Formel zu ergänzen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind bei Auslandseinsätzen seit Mitte der 90er Jahre 64 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Zugleich gedachte Köhler der vielen Millionen Toten durch Krieg und Gewaltherrschaft, aber auch der Opfer von Übergriffen hierzulande.
Der Schriftsteller Arno Surminski las im Plenarsaal des Bundestags aus seinem Buch »Vaterland ohne Väter« vor.
Die Staatsspitzen hatten zuvor an der zentralen Gedenkstätte an der Neuen Wache in Berlin-Mitte Kränze niedergelegt. Die Führung der Bundeswehr ehrte auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee die knapp 400 Soldaten jüdischen Glaubens, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Der Volkstrauertag, der erstmals 1922 im Reichstag begangen wurde, wird seit Anfang der 50er Jahre jeweils am Sonntag zwei Wochen vor dem 1. Advent veranstaltet.
Als herausragendes Beispiel für Versöhnung und Völkerverständigung hat NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gewürdigt. »Im Volksbund arbeiten Menschen, denen die Mahnung ein wichtiges Anliegen und Antrieb zu Engagement für Frieden und Versöhnung ist«, sagte Rüttgers bei einer Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Bocholt.
Der Ministerpräsident, der zugleich Schirmherr der Kriegsgräberfürsorge in NRW ist, lobte vor allem die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, die den Volksbund bei der Pflege von Kriegsgräbern in aller Welt unterstützt. Der Volkstrauertag helfe, dass »wir die Erinnerung an die Schrecken von Krieg und Gewaltherrschaft wach halten«, erklärte Rüttgers.
In Nordhorn wurde in der Nacht zum Sonntag ein Kriegerdenkmal geschändet. Unbekannte legten dort einen Kranz nieder, auf dessen Schleifen volksverhetzende Sprüche standen. Die Polizei vermutet die Täter in der rechtsradikalen Szene.

Artikel vom 20.11.2006