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»Wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur«

Kranzniederlegungen und Gedenkfeiern zum Volkstrauertag - Bürgermeister spricht in Liemke

Von Matthias Kleemann
und Malte Samtenschnieder
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Das Protokoll lässt bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof in Stukenbrock-Senne eigentlich keinen Spielraum zu, trotzdem war in diesem Jahr ein Kleinigkeit anders: Rechts und links neben dem Ehrenmal standen während der Gedenkveranstaltung zwei Bundeswehr-Soldaten als Ehrenwache.

Oberstleutnant Rainer Buske, stellvertretender Kommandeur der Panzerbrigade 21 (Augustdorf) hatte dies veranlasst - eher spontan, wie er auf Nachfrage einräumte, da er mit den beiden Soldaten am gleichen Tag noch zu einer weiteren Gedenkfeier in Sennestadt musste, die Männer also ohnehin zur Verfügung standen. »Ich denke aber, dass dies der Würde und dem Respekt den hier begrabenen, sowjetischen Soldaten gegenüber angemessen ist«, meinte Buske ergänzend.
Fünf Kränze werden am Ehrenmal traditionell niedergelegt, allen voran ein Kranz des Landes, vertreten durch Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl. Für den Kreis Gütersloh war stellvertretender Landrat Dieter Mersmann erschienen, für die Stadt Schloß Holte-Stukenbrock Bürgermeister Hubert Erichlandwehr mit Vertretern der Ratsfraktionen. Den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vertrat dessen Geschäftsführer Ulrich Appelt und die Bundeswehr Oberstleutnant Rainer Buske. Insgesamt nahmen an der Gedenkveranstaltung etwa 30 Personen teil.
Bereits am Vorabend des Volkstrauertags versammelten sich die Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Michael Liemke in der Pfarrkirche St. Joseph, um der Opfer von Terror und Gewaltherrschaft zu gedenken. Nach der von Monsignore Wolfgang Bender geleiteten Messe, die der Kirchenchor musikalisch ausgestaltet hatte, legten die Grünröcke am Ehrenmahl neben der Kirche einen Kranz nieder.
Bevor Bürgermeister Hubert Erichlandwehr die versammelten Bürger an seinen Gedanken zum Volkstrauertag teilhaben ließ, äußerte er sich zu im Vorfeld der Veranstaltung entstandenen Spannungen zwischen Pfarrer Ulrich Radke und der Liemker Schützenbruderschaft (Bericht in der Freitagsausgabe). Er hoffe, dass die Bruderschaft entsprechend ihrer Werte »Glaube, Sitte und Heimat« mit der Situation umgehe, so Hubert Erichlandwehr. »Was geschehen ist, stimmt mich traurig.«
Aufbruchstimmung vermittelte der Bürgermeister in seiner Rede zum Volkstrauertag. Nach Terror und Willkür im zweiten Weltkrieg sei die deutsche Nachkriegsgeschichte ein Beispiel dafür, wie es einer zerstörten Gesellschaft gelingen könne, einen neuen Platz in der Völkergemeinschaft zu finden. Nur zur Verteidigung von Werten wie Toleranz, Freiheit und Selbstbestimmung dürfe Waffengewalt künftig noch eingesetzt werden.
Entgegen zunehmender Kritik aus weiten Kreisen der Bevölkerung unterstrich der Bürgermeister den Wert der Demokratie für den Erhalt des Friedens. »Der Grundstein für ein friedliches Zusammenleben wird in jedem Stadtteil gelegt.« Dabei gehöre es dazu, sich mit Freude für seine Interessen einzusetzen, auch wenn diese nicht immer mehrheitsfähig seien. Am Ende erreiche man die meisten Ziele gemeinschaftlich.
»Der Volkstrauertag ist ein wichtiger Bestandteil unserer Erinnerungskultur«, so Hubert Erichlandwehr abschließend. Das Fest mahne jeden dazu, sich immer wieder neu für den inneren und äußeren Frieden einzusetzen. Dieser Botschaft schloss sich Schützenkommandeur Johannes Joachim jr. an: »Unsere Verantwortung gilt dem Frieden zu Hause und in aller Welt.«
Beschlossen wurde die Feierstunde am Liemker Ehrenmahl mit der deutschen Nationalhymne, die das Städtische Blasorchester Schloß Holte-Stukenbrock unter der Leitung von Robert Smith musikalisch begleitete.

Artikel vom 20.11.2006