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Ina beißt auf die Zähne

Erst vom Pferd, dann von den Mitspielerinnen geküsst - 30:28-Sieg

Von Wolfgang Sprentzel
Nettelstedt (WB). Die unglaubliche Erfolgsgeschichte des Frauen-Handball-Regionalligisten TuS Nettelstedt hat ein weiteres Kapitel hinzu bekommen. Am Samstagabend buchten die Schützlinge von Trainer Thorsten »Jerry« Meyer den nächsten Sieg.

In der erneut nur leider sehr schwach besuchten Sporthalle in Nettelstedt bezwangen die Frauen des TuS den VT Kempen nach spannendem Spiel knapp aber nicht unverdient mit 30:28 (15:15). Nach acht Spielen steht für die Meyer-Sieben auf der Minusseite weiterhin die Null, während vorn jetzt die 16 prangt. Die Weste des Spitzenreiters der Frauen-Handbll-Regionalliga West bleibt weiterhin blütenweiß.
Aber es war richtig knapp gegen die Mannschaft aus dem Rheinland. Besonders im ersten Spielabschnitt mussten die Gastgeberinnen fast immer einem Rückstand hinterher laufen. Er war zwar nicht groß, aber er war latent vorhanden. So sah sich denn auch der TuS-Coach schon nach zwölf Minuten dazu gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Spielstand: 5:7.
Immer wieder scheiterten seine Frauen im Angriff an der überragend haltenden Anke Dümmer, die sogar manch hundertprozentige Chance wegpickte. Und in der Abwehr bekam der TuS das kräftige Rückraum-Mädel Sandra Ewert nicht richtig in den Griff, zudem sah der TuS bei Gäste-Konter-Attacken nicht immer glücklich aus. Nur gut, dass auch TuS-Torhüterin Melanie Schellhase an diesem Tag wieder einen guten Tag erwischt hatte, so manche Chance vereiteln konnte und mit dazu beitrug, dass vor dem 15:15-Pausenstand wenigstens wieder zweimal eine Ein-Tore-Führung (14:13, 15:14) auf der Anzeigetafel stand.
Als die zweite Spielhälfte begann, musste der TuS ohne seine Goalgetterin Ina Schewtschenko beginnen. Sie wurde auf der Bank weiterhin am rechten Oberschenkel behandelt. Bereits in der vierten Spielminute hatte sie sich bei einer Angriffsaktion einen schmerzhaften Pferdekuss zugezogen. In der Halbzeitpause hatte Physiotherapeut Pierre Ladewig versucht, die Muskulatur zu lockern. Gelungen war's nur unvollständig.
Die Gäste gingen wieder in Führung, weil auch plötzlich Gabriela Köhler-Korandova bei den Strafwürfen Nerven zeigte, den ersten an den Pfosten, den zweiten übers Gebälk setzte. Nach acht Minuten aber hielt es die Weißrussin nicht mehr auf der Bank. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht und doch stark humpelnd kam sie aufs Spielfeld zurück. Zwar scheiterte auch sie beim Strafwurf - Helen Trodler hielt - doch sie verwertete den Nachwurf zum 20:19 und trieb anschließend ihre Mitpielerinnen zur ersten drei-Tore-Führung von 24:21. Auszeit für die Gäste. Die wenig brachte, weil Ina Schewtschenko ihre Mitspielerinnen routiniert in Szene setzte, selbst noch Tore warf und sich neben dem früh erhaltenen Pferdekuss durchaus noch ein Küsschen ihrer Mitspielerinnen verdiente.
Der TuS zog jetzt sogar auf 27:23 - bei diesem Spielstand meisterte die für Schellhase für diese Marke zwischen die Pfosten gekommene Süß einen Strafwurf - und 28:24 davon (54.).
Spannend wurde es gleichwohl noch einmal, weil die nie aufsteckenden Gäste noch einmal auf 28:26 verkürzten. Als jedoch Köhler-Korandova und schließlich Silke Altvater auf 30:26 erhöhten, machte Jerry Meyer an der Seitenauslinie vor Freude riesige Luftsprünge und tanzte herum. Er war sicher: Zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff der beiden Unparteiischen aus Steinfurt war das der Sieg. Dabei hatte er noch in der 54. Minute ins Spiel hineingerufen: »Macht jetzt nur noch sichere Sache. Bloß nichts Verrücktes!« Diese Maßgabe beherzigte der Tabellenführer, spielte die letzten zwei Minuten cool herunter. Das 30:27, das 30:28 - eine Bedeutung hatten diese Spielstände für den Ausgang der Partie nicht mehr.
Schellhase, Süß; Benstein (1), Böhmer (4), Schewtschenko (11/4), Kummer (3), Möller (1), Kottkamp (1), Antal (1), Köhler-Korandova (7), Altvater (1).

Artikel vom 20.11.2006