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Doppelte Freude nach Derby-Triumph

Verl jubelt: Oberaden patzte endlich - Das Geheimnis der Freier-Zettel

Steinhagen (cas). Vor (fast) jeder Partie heftet Jens Freier zwecks Motivation diverse Zettel an die Kabinenwand. Was draufsteht, verrät der Spielertrainer des TV Verl nicht: »Das soll unser Geheimnis bleiben.« Die mysteriösen Zettel verfehlen auf jeden Fall ihre Wirkung nicht: Mit dem 31:25 (14:8)-Erfolg bei der Spvg. Steinhagen setzte der Handball-Verbandsligist seinen Siegeszug unbeirrt fort.
Doppelte Freude am Samstag: Denn bereits vor dem Anwurf hatte sich die Kunde von SuS Oberadens erster Saisonklatsche (in Loxten) wie ein Lauffeuer in der Steinhagener Sporthalle verbreitet und die Verler Akteure zusätzlich beflügelt. Nur Norman Kern wusste (noch) nichts vom Ausrutscher des Spitzenreiters. »Ich hab' immer nur gehört, Loxten hat gewonnen. Gegen wen, das wusste ich aber nicht«, erzählte der Keeper später.
Der zuletzt keineswegs überzeugende Kern lieferte vorgestern seine bisher beste Hinrunden-Vorstellung ab, parierte unter anderem drei Siebenmeter und war in den (wenigen) kritischen Phasen der Rückhalt seiner Truppe. »Endlich haste mal gut gehalten, du Fliegenfänger«, scherzte Phillip Meßling. Normans Dank galt vor allem Betreuer Maik Ewers, der in der vergangenen Woche den Gegner beobachtet hatte und daraufhin Kern einige wertvolle Tips in punkto Wurfbilder geben konnte.
Davon profitierte der Torwart schon in der Anfangsphase, als sich der TVV schnell auf 7:2 absetzte. Wobei Verl auch entgegen kam, dass die Gastgeber die meisten Angriffe zu überhastet abschlossen und ihre Fehlerquote dementsprechend hoch war. Dennoch kam die Spvg. wieder auf zwei Tore heran (6:8), was Freier gar nicht gefiel: Der Trainer lief nun selbst auf und brachte mit seiner Präsenz prompt Ruhe in seine Reihen. »Kaum kommt der alte Sack rein, schon läuft es wieder«, schmunzelte Kern.
Allerdings konnte auch der abgezockte Routinier nicht verhindern, dass der zunächst komfortable Vorsprung nach der Pause bis auf ein Törchen zusammenschmolz (17:18). Doch der TVV konterte kühl und baute seine Führung wieder bis auf sechs Tore aus (26:20) - das spricht für die Qualitäten des Oberaden-Jägers. »Von Sieg zu Sieg steigt unser Selbstvertrauen . - in schwierigen Phasen werden wir nicht mehr nervös«, sieht Kern sein Team schon sehr gefestigt.
Dafür spricht auch, dass dem TVV selbst in zweifacher Unterzahl zwei Treffer gelangen. Jasmin Gojacic (Freier: »Er will immer zaubern«) gelang dieses kleine Kunststück. Immer besser in Schwung kommt auch ein Akteur, der meistens im Schatten der Stars steht: Rechtsaußen Fabian Diekmann, der sich über vier »Buden« freuen durfte und auch sonst zu gefallen wusste.
»Wir wollten den Topfavoriten ein bisschen ärgern - und das ist uns gelungen. Die für den Klassenerhalt notwendigen Punkte müssen wir halt gegen andere Mannschaften holen.« Spvg. Steinhagens Trainer Matthias Wieling nahm die Heimschlappe gegen den auch körperlich überlegenen Kreis-Rivalen gelassen hin.
Der TVV durfte sich über seinen bereits fünften Sieg in Folge freuen und hat sich somit eine vorzügliche Ausgangsposition für den Heimkracher in zwei Wochen gegen Oberaden verschafft, auf dessen weißer Punkteweste seit Samstag die ersten Flecken sind. »Vielleicht ist SuS jetzt angeschlagen«, hofft Norman Kern, dass Oberadens Premieren-Pleite den Noch-Tabellenführer weiter wackeln lässt. Man darf jetzt schon gespannt sein, welche geheimnisvollen Freier-Zettel am 2. Dezember in der Kabine hängen werden. Bloß nicht verzetteln . . .
TV Verl: Kern/Plexnies - Meßling (9/3), Gojacic (7), Winkler (4), Diekmann (4), Freier (3), Gottsleben (2), Voss (1), Baltic (1).

Artikel vom 20.11.2006