18.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine Chance
in Freak City

Bamberg im ULEB-Cup-Fieber?

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Der SKC Victoria Bamberg ist viermaliger Weltpokalsieger im Kegeln, der SC 1868 dreimaliger Deutscher Meister im Schach und der Bridgeclub »Bamberger Reiter« amtierender Deutscher Meister sowie Europapokalsieger. Den Beinamen »Freak City« hat diese kleine Stadt in Oberfranken aber nicht etwa vermeintlich fanatischen Schach-Fans zu verdanken, sondern den so enthusiastischen Anhängern ihres Basketballvereins - den Brose Baskets.

Um dem in Relation zur bescheidenen Größe der Universitätsstadt (70 000 Einwohner) einzigartig hohen Zuschauerinteresse gerecht zu werden, ließen die Verantwortlichen die JAKO Arena zu Beginn dieser Saison von 4650 auf 6800 Plätze ausbauen. Zum (leicht hinkenden) Vergleich: Proportional dazu müsste das Sportzentrum Maspernplatz eine Kapazität von nahezu 13 000 Sitzgelegenheiten haben. . . In Bamberg derweil wäre die beeindruckende Spielstätte sonst allein dank der 4600 (!) Dauerkarten-Inhaber stets ausverkauft gewesen. Eine Acht-Millionen-Euro-Investition, die sich schon am vergangenen Dienstag das erste Mal bezahlt machte. In der ausverkauften Arena trieben begeisterte Betrachter ihre Baskets im ULEB-Cup-Spiel gegen Favorit Lietuvos Rytas (Litauen) zum sensationellen 78:77-Erfolg.
Ein Sieg, der beeindruckt, aber auch gleichbedeutend mit der einzigen Chance der Paderborn Baskets ist. Denn gegen das Starensemble um Nationaltrainer Dirk Bauermann dürfte der von Spradley trainierte Außenseiter nur dann für eine Überraschung sorgen können, wenn die euphorisierten Gastgeber die Gäste auf die ganz leichte Schulter nehmen und in Gedanken schon beim nächsten Auftritt auf europäischer Ebene sind. Bereits am Dienstag nämlich - deswegen wurde die Partie auf den Samstag (19.30 Uhr) vorverlegt - steht gegen Hemofarm Vrsac ein weiterer internationaler Vergleich an und jetzt ist es an den Paderborn Baskets, den Brose Baskets dieses ULEB-BBL-Sandwich zu versalzen. Doch mit zu nachlässigen Bauermännern rechnet Spradley nicht: »Ich hoffe, dass sie uns nicht so ernst nehmen, aber das ist ein absolutes Profiteam. Die Jungs wissen, was ihr Job ist und werden auch gegen uns wieder gute Arbeit abliefern.«
Weil der Coach das befürchtet, verzichtet der Liganeuling - wie schon in Berlin - auf eine vorzeitige Anreise. Das Budget für Übernachtungen bleibt unberührt und wird erst beim nächsten Auswärtsspiel gegen einen Erstligisten auf Augenhöhe wieder strapaziert. Kampflos will sich der Underdog natürlich trotzdem nicht geschlagen geben, auch wenn Spradley sagt: »Es muss schon einiges passieren, damit wir einen solchen Gegner in Schwierigkeiten bringen können«. Der Trainer selbst tut alles, um den Seinen unnötige Schwierigkeiten zu ersparen. Schwer erkältet, begnügte er sich am Donnerstag und Freitag mit der Leitung von zwei der vier Übungseinheiten. Seine Mannen benötigen eben alle Kräfte, heißt der Gegner doch Brose Baskets und nicht »Bamberger Reiter«.

Artikel vom 18.11.2006