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»Hucke-Leerstände sind
Unternehmenssache«

Bürgermeisterin weist Kritik an Stadt zurück

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Im Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag des Bekleidungsherstellers Hucke war auch die Rede von einer Mitschuld der Stadt an leerstehenden Hucke-Immobilien. Auch deshalb sei ein Loch in die Bilanz gerissen worden. Bürgermeisterin Susanne Lindemann (SPD) weist diese Einschätzung entschieden zurück: »Die Stadt trifft keine Schuld am Liquiditätsengpass von Hucke. Die Leerstände sind Unternehmenssache.«

Zu den fünf großen Hucke-Immobilien im Stadtgebiet zählen die Zentrale in Nettelstedt, die Fabrik an der Strubbergstraße, die frühere Königsmühle an der Bergertorstraße, das ehemalige Warenterminal an der Blase-Kreuzung und der Werksverkauf (»Outlet«) gegenüber dem Marktkauf. Zu den Ursachen der Schieflage des Unternehmens zählt der neue Vorstand Gerd Eversheim (51 Jahre) auch die finanziellen Belastungen durch seit langem leer stehende Immobilien in Lübbecke.
Während am Standort der alten Königsmühle-Fabrik ein Investor ein Betreutes-Wohnen-Projekt verwirklichen wollte, später - offenbar nach einer Bedarfsanalyse, wegen hoher Grundstückspreise und starker Konkurrenz - aber wieder einen Rückzieher machte, scheiterte der Verkauf der Hucke-Fläche und des Warenterminals an der Blase-Kreuzung vor Jahren aus planungsrechtlichen Gründen. Der seinerzeitige Deal musste rückgängig gemacht werden und Hucke den Kaufpreis gemäß einer vertraglich abgesicherten Rücktrittsklausel zurückzahlen.
Zur Vorgeschichte: »Die Stadt hat vor Jahren das Gelände gekauft und es zu guten Konditionen an die Firma Hucke weiterverkauft. Die Stadt hat damit der Firma auch Liquidität ermöglicht«, betont Bürgermeisterin Susanne Lindemann. Der aktuelle Stand des Grundstücks gibt zu Hoffnung Anlass: »Es gibt wieder einen Investor, der dort auf Grundlage des jetzt bestehenden Bebauungsplanes tätig werden will«, so die Bürgermeisterin. Der Investor habe gekauft und einen Rücktritt schließe sie aus, »weil bekannt ist, dass an diesem Standort nur so genanntes nicht-innenstadtrelevantes Angebot angesiedelt werden darf.« Im Übrigen sei die Satzung des rechtskräftigen Bebauungsplanes auf der Grundlage der Planung des Investors, den die Firma Hucke hat, gestrickt worden. Darüber hinaus sei es Sache der Stadt, steuernd einzugreifen und Stadtplanung voranzubringen, »damit die Innenstadt nicht den Bach runtergeht«. Die aktuelle Planung für die Blase-Kreuzung sei Innenstadt-verträglich.
Und wie sieht es mit der Hucke-Fabrik an der Strubbergstraße aus? Ist die Stadt involviert? »Nein, da haben wir keine Aktien drin. Es sind bislang auch noch keine Anfragen von der Firma Hucke gekommen, an dieser Stelle planungsrechtlich etwas anderes vorzunehmen. Interesse an der Fläche hat bislang auch kein Investor gezeigt«, stellt sie klar. Sehr entgegen gekommen sei die Stadt dem Unternehmen bei der Einrichtung des Outlet-Verkaufs, auch entgegen vieler kritischer Einwendungen.
Unter dem Strich weist Susanne Lindemann eine Teil- oder Mitschuld der Stadt am Bilanzloch der Hucke AG entschieden zurück, »es kann eigentlich nicht sein, dass der Engpass nur am Nicht-Verkauf von Immobilien gelegen hat.«

Artikel vom 20.11.2006