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Gräber fordern Demokratie

Die Städte des Kreises gedenken der Opfer von Terror und Gewalt

Von Franz-Josef Herber (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Kreis Paderborn (WV). Gedenkstätten sind mehr als nur Orte der Trauer und Erinnerung. Sie mahnen auch, die Stimme zu erheben, wenn die Demokratie in Gefahr gerät. Das hat Paderborns Bürgermeister Heinz Paus gestern bei der Zentralen Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Böddeken betont.

Mit Standarten, Fahnen und Kränzen waren am Volkstrauertag die Delegationen zahlreicher Schützenvereine, Kameradschaftsverbände und Veteranen ins Tal des Friedens gekommen, um der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Dabei machte Heinz Paus als Hauptredner der nachdenklichen Stunde deutlich, dass »wir es all denen, die auf diesem Ehrenfriedhof ruhen, allen Opfern von Terror und Gewalt, schuldig sind, die Demokratie als kostbarstes Gut zu bewahren«. Das gelte vor allem dann, wenn aus tagespolitischer Frustration unser politisches System in Frage gestellt werde, dem wir über sechs Jahrzehnte Frieden verdankten. Paus: »Aus dieser Verantwortung schulden wir aktives Engagement für die Durchsetzung der Menschenrechte weltweit, müssen wir vor allem engagiert für Religions- und Meinungsfreiheit eintreten, für die Freiheit der Presse. Es muss uns alarmieren, wenn uns Extremisten mit Terrorandrohungen, Sprech- und Denkverbote erpressen wollen.«
Deshalb, so der Bürgermeister, sei es auch das Vermächtnis derer, die ihre letzte Ruhe in Böddeken gefunden hätten, die Freiheitsgarantien unseres Grundgesetzes dauerhaft und offensiv durchzusetzen. Sein Versprechen: Mit Nachdruck sich dafür einsetzen, dass Hass, Unmenschlichkeit, Terror und Gewalt in unserem Land, in Europa nie wieder Überhand gewinnen. Und nicht zuletzt der Einsatz für die zentrale Botschaft des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Der Vorsitzende des Kreisverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge - gemeinsamer Veranstalter der Gedenkstunde mit Soldaten- und Kriegsopferverbänden und des Bezirksverbandes der Kameradschaften ehemaliger Soldaten Paderborn-Büren - Dr. Rudolf Wansleben hatte die Teilnehmer zuvor begrüßt. Er unterstrich, dass dieser Volkstrauertag nicht nur den Toten gelte, sondern den Menschen, die in der Blüte ihres Lebens gewaltsam gestorben seien. Der gemischte Chor Alfen und das Blasorchester Kirchborchen sorgten für die musikalische Untermalung. Das Kreisschützenkönigspaar Bernhard Rüsing und Anke Striewe sprach zur Totenehrung.
In nahezu allen Städten und Gemeinden des Kreises hatten die Bürger in Gedenkstunden an die Opfer von Terror und Gewalt erinnert. In Paderborn betonte Pfarrer Gunnar Grahl vor dem Mahnmal am Busdorfwall die hohe Verantwortung, die die Gesellschaft trage, wenn sie junge Menschen in andere Länder entsende, damit sie dort zum Frieden in der Welt beitrügen. Der Dienst für den Frieden in der Welt könne nur ein Ziel haben: Krieg zwischen Völkern und Nationen, Gewaltherrschaft, Terrorismus und Unterdrückung von Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe und Religion dürfe es nicht mehr geben. Und Grahl ergänzte: »Es darf ihn um Gottes willen nicht mehr geben.«

Artikel vom 20.11.2006