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Von Stefan Küppers

Wertheraner
Aspekte

Werthers Wirtschaft kein Thema?


»Werther hinkt nur hinterher« titelte diese Zeitung vor einigen Wochen, als an dieser Stelle die auffällig schlechten Daten Werthers beim Rückgang der Arbeitslosigkeit analysiert wurden. Über mehrere Monate verzeichnet die Böckstiegel-Stadt nämlich beim Abbau der Erwerbslosigkeit die weitaus schlechtesten Werte im Kreis Gütersloh. Dafür gibt es viele Gründe. Zum Beispiel, dass Werther nur eine schmale industrielle Basis hat. Und in der Industrie boomt es derzeit, werden dort Arbeitskräfte wie schon seit Jahren nicht mehr nachgefragt.
IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden empfahl im Lichte dieser Entwicklung der Wertheraner Wirtschaftspolitik vor allem einen langen Atem. Vor allem dürfe sich die Stadt aus dem Thema Wirtschaftsförderung nicht verabschieden.
Ausgerechnet die Grünen versuchten jetzt diesem wichtigen Thema neues Leben einzuhauchen. Doch was kam in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses: jede Menge Gegenwind. Die Stimmung in der Sitzung war eindeutig. Außer Ulrich Buchalla (CDU) und vielleicht noch Uwe Gehring (UWG) mochte niemand der These zustimmen, dass Werther ein Problem hat, dass die Stadt von anderen Kommunen weiter abgehängt wird.
Der Verlauf der Debatte erweckte den Eindruck, dass sich maßgebliche politische Kräfte in Werther mit der Situation abgefunden haben. Die öffentliche Diskussion wird in den vergangenen Jahren ja auch meistens um Themen aus den Bereichen Soziales und Ökologie geführt. Themen eben, die für den Wohlfühl-Faktor einer Stadt auch keineswegs unwichtig sind. In Werther lebt man nun einmal gerne, und viel ist dafür getan worden. Die Entwicklung des Gewerbegebietes Rodderheide hingegen dauert jetzt schon mehr als 20 Jahre.
Wenn Wirtschaftsentwicklung nicht auch politisch offensiv nach vorne getrieben wird, dann kann das Wohlfühl-Element auch irgendwann aus dem Gleichgewicht geraten. Schon jetzt ist Werthers Gewerbesteuereinnahme weitaus niedriger als die beispielsweise im benachbarten, kleineren Borgholzhausen. »Schlafstadt« zu werden, ist keine vielversprechende Perspektive.

Artikel vom 18.11.2006